- Die Meinung der Patienten
- Sich austauschen
- Forum
- Allgemeine Gruppen
- Presserundschau
- Ärzte melden ersten Supererreger in den USA
Ärzte melden ersten Supererreger in den USA
- 27 Ansichten
- 0 Unterstützung
- 4 Kommentare
Alle Kommentare
koechli2606
Guter Ratgeber
koechli2606
Zuletzt aktiv am 12.01.23 um 18:02
Registriert seit 2015
1.774 Kommentare geschrieben | 212 in der Gruppe Presserundschau
1 der Antworten waren für die Mitglieder hilfreich
Rewards
-
Guter Ratgeber
-
Teilnehmer/in
-
Botschafter/in
-
Aktivist/in
-
Forscher/in
-
Freund/in
Antibiotikaresistent-Das bedeutet der "Super-Erreger"-Fund
REUTERS
Bakterienkulturen im Labor (Archivbild)
Bei einer Frau in den USA wurden Bakterien nachgewiesen, die gegen 15 Antibiotika unempfindlich sind - darunter ein Reservemittel, das sonst gegen multiresistente Erreger hilft. Was bedeutet das? Der Überblick.
Um welchen Fall geht es konkret?
In den USA haben Forscher erstmals bei einer Patientin Bakterien nachgewiesen, die über das sogenannte MCR-1-Gen verfügen und deshalb unempfindlich gegenüber dem Antibiotikum Colistin sind. Colistin gilt als Reserveantibiotikum, weil es oft bei multiresistenten Keimen noch wirkt. Die 49-Jährige aus dem Bundesstaat Pennsylvania litt an einer Harnwegsinfektion. Verursacht wurde diese von Escherichia-Coli-Bakterien. E. Coli ist ein meist harmloses Darmbakterium, es kann jedoch auch Krankheiten auslösen.
Eine Erregerprobe wurde ins Labor des Walter Reed National Military Medical Center in Bethesda, Maryland, geschickt. Dort stellte sich als Erstes heraus, dass es sich um ESBL-bildende Keime handelte: Die Bakterien produzieren Enzyme, durch die sie gegen wichtige Antibiotika, wie zum Beispiel Cephalosporine, unempfindlich werden.
In einem Fachartikel in "Antimicrobial Agents and Chemotherapy" erläutern die Forscher, dass am Walter Reed Center seit Mai bei allen ESBL-bildenden Bakterien überprüft wird, ob diese noch auf das Reserveantibiotikum Colistin ansprechen beziehungsweise ob das MCR-1-Gen vorliegt. Die Probe gehörte laut ihrer Aussage zu den ersten sechs, die nach diesem neuen Standard überprüft wurden.
Entdeckt und wissenschaftlich beschrieben wurde MCR-1 erst Ende vergangenen Jahres. Forscher hatten es in China nachgewiesen.
Antibiotikaresistenz, was ist das genau und wie entsteht sie?
Antibiotika sind Medikamente, die Bakterien am Wachstum hemmen oder töten. Gegen Viren können sie nichts ausrichten. Die Mittel können also zum Beispiel bei Tuberkulose oder der Pest helfen, weil diese von Bakterien verursacht werden. Aber nicht bei einer Grippe oder den Masern. Es ist allerdings möglich, dass Antibiotika bei der Behandlung von Viruserkrankungen verordnet werden, wenn Bakterien als Folgeerscheinung eine Krankheit auslösen - etwa wenn es im Zuge der Masern zu einer bakteriellen Lungenentzündung kommt.
Viele Antibiotika beruhen auf in der Natur vorkommenden Stoffen, Pilzgiften etwa. Bakterien entwickeln Mechanismen, mit den Substanzen klarzukommen, das ist ein gewöhnlicher evolutionärer Prozess. Dies kann durch zufällige Mutationen entstehen, die den Mikroorganismen einen Vorteil verschaffen, wenn sie dem Antibiotikum ausgesetzt sind: Die Keime ohne Resistenz sterben ab, die unempfindlichen vermehren sich. Zum anderen können Bakterien ihre Resistenzen weitergeben. Besonders im Blick sind dabei sogenannte Plasmide: Ringförmige Stückchen von Erbgut, die Bakterien sehr flexibel untereinander austauschen können - auch über Artgrenzen hinweg. MCR-1 befindet sich auf einem Plasmid.
Konnte die Frau gar nicht mehr behandelt werden?
Doch, bei dem nun entdeckten Bakterienstamm würden noch andere Antibiotika anschlagen, heißt es etwa in der "Washington Post". Die Frau konnte also therapiert werden. Ein Keim, gegen den alle Antibiotika wirkungslos sind, ist dieses E.-Coli-Bakterium nicht.
Warum sind die Behörden dann so nervös?
MCR-1 wird mit solcher Sorge betrachtet, weil es sich auf einem Plasmid befindet. Die Resistenz kann sich daher schnell unter Bakterien ausbreiten, und sie kann so auch von einer Bakterienart zu einer anderen wandern. Beispielsweise kann ein harmloser Darmkeim mit MCR-1 im schlechtesten Fall Plasmide an einen gefährlichen Krankheitserreger weitergeben, der schon über andere Resistenzen verfügt.
In den USA kann man zu diesem Zeitpunkt nur mutmaßen, wie weit verbreitet MCR-1 ist. Die Forscher berichten, sie hätten in den ersten drei Wochen, in denen sie ESBL-Keime auf Colistin-Resistenz prüften, insgesamt 26 Proben analysiert - und das MCR-1-Gen nur in dieser einen nachgewiesen. Eine weitere Überwachung ist aus ihrer Sicht dringend notwendig, um herauszufinden, wie weit verbreitet diese Resistenz in den USA ist.
Was bedeutet das für Deutschland?
Anfang des Jahres berichteten Forscher im Fachmagazin "The Lancet Infectious Diseases", dass sie in 577 in Deutschland gewonnenen Bakterienproben in vier Fällen das MCR-1-Gen entdeckten: Drei der E.-Coli-Proben stammten von Schweinen, eine von einem Menschen, der eine Entzündung auf der Haut hatte. Die drei Proben aus der Viehhaltung waren ESBL-bildende Keime wie bei der Patientin aus Pennsylvania. Die Bakterien aus der Patientenprobe waren zudem gegen Carbapeneme resistent, die auch zu den Reserveantibiotika gezählt werden. Eine der Proben stammte aus dem Jahr 2010, was bedeutet, dass MCR-1-Resistenzen schon mindestens seit einigen Jahren auch hierzulande vorkommen.
Der Fall in den USA ändert entsprechend nichts an der Situation hierzulande. Er verdeutlicht nur, dass multiresistente Keime ein globales Problem darstellen.
Video: "Super-Erreger" in den USA
AP/Janice Carr/CDC
koechli2606
Guter Ratgeber
koechli2606
Zuletzt aktiv am 12.01.23 um 18:02
Registriert seit 2015
1.774 Kommentare geschrieben | 212 in der Gruppe Presserundschau
1 der Antworten waren für die Mitglieder hilfreich
Rewards
-
Guter Ratgeber
-
Teilnehmer/in
-
Botschafter/in
-
Aktivist/in
-
Forscher/in
-
Freund/in
Bitte "ersten Supererreger in den USA" zufügen im Titel. lichen dank.
Abgemeldeter Nutzer
Hier zum gleichen Thema:
Macht nicht den Fehler der Klimaforscher!
Bakterien, gegen die kein Antibiotikum hilft: ein globales Problem, das sehr ernst genommen wird. Wer mit falschen Zahlen Panik schürt, setzt dieses Vertrauen aufs Spiel.
Zehn Millionen Tote. Pro Jahr. Eine Zahl, die Angst macht. Die Angst machen soll. So viele Menschen könnten ab 2050 pro Jahr an Infektionen mit resistenten Erregern sterben. Das behauptet jedenfalls das britische Forschungsprojekt Review on Antimicrobial Resistance in seinem Abschlussbericht. Doch den muss man sich genauer ansehen.
Die Zahl ist nicht neu. Sie wurde bereits 2014 publiziert, im ersten Bericht des Konsortiums. Zahlreiche Medien berichteten damals schon darüber: Im Jahr 2050 werde es mehr Superkeim-Opfer als Krebstote geben, titelte zum Beispiel sinngemäß die BBC.
Ähnlich aufgeregt wird seit einigen Tagen wieder darüber berichtet. "Forscher fürchten Millionen Tote durch resistente Keime", schreibt etwa Focus online, die BBC fordert nun eine Antibiotika-Revolution, der Mirror schreibt gar von der "Antibiotika-Apokalypse". Ist es wirklich so schlimm?
Nein. Erstens haben viele Journalisten den Bericht falsch interpretiert. Die Nachrichtenagentur dpa etwa schrieb, die Todesfälle würden durch "Antibiotikaresistenzen" verursacht. Das stimmt so nicht. Die britischen Forscher sprechen nämlich von "antimikrobiellen Resistenzen". Und der Begriff "Mikrobe" ist viel breiter gefasst und schließt etwa Viren wie HIV, Bakterien wie das Darmbakterium E. coli oder Parasiten wie den Malaria-Erreger Plasmodium falciparum mit ein. (Gegen Viren und Plasmodien sind Antibiotika übrigens eh wirkungslos.)
In 35 Jahren, so die Prognose der britischen Forscher, könnten die Arzneien gegen all diese Mikroben durch Resistenzen unwirksam werden. Und zehn Millionen Menschen pro Jahr das Leben kosten.
Zweitens haben viele Journalisten den Bericht so verstanden, dass sich die zehn Millionen auf Europa beziehen. Naheliegend, wurde die Studie doch von der britischen Regierung in Auftrag gegeben. Ein folgenreicher Trugschluss.
Achtung: Es geht um Malaria und Tuberkulose
In Wahrheit würden neun der zehn Millionen Todesfälle laut der Prognose in Staaten Afrikas und Asiens auftreten – in Ländern also, in denen der Infektionsschutz kaum entwickelt ist. Zudem würden die meisten Menschen nicht infolge von Krankenhauskeimen wie etwa MRSA dahingerafft, sondern vor allem durch Malaria und Tuberkulose. Nicht in Europa, sondern in Afrika und Asien. Das gilt für die 700.000, die laut des Berichts angeblich schon heute an resistenten Keimen sterben. Und eben auch für die prognostizierten zehn Millionen.
Womit wir bei der Frage sind: Wie kommt diese gigantische Zahl überhaupt zustande? Die Forscher haben zwei große Szenarien entwickelt. Das erste geht davon aus, dass die Resistenzen für alle Erreger um 40 Prozent zunehmen werden – was für viele Erreger eine Vervielfachung der heutigen Resistenzrate wäre. Zudem geht man in diesem Szenario von einer Verdopplung der Ansteckungsrate aus. Auch das ist schwer nachvollziehbar, wird doch die Hygiene weltweit immer besser.
aus: zeit.de
(Artikel ist noch eine Seite länger.)
LG
Loreley
Abgemeldeter Nutzer
Hallo!
Und hier noch zum selben Thema ein Artikel aus dem Stern:
Gegen diesen "Super"-Erreger sind Antibiotika machtlos
In den USA haben Ärzte ein Bakterium nachgewiesen, gegen das selbst Reserve-Antibiotika nicht helfen. Die Keime mit dem Gen Mcr-1 wurden auch schon in Europa festgestellt.
In den USA ist erstmals ein sogenannter Super-Erreger entdeckt worden, der gegen alle bekannten Behandlungsmethoden immun ist. Der Keim wurde bei einer 49-jährigen Frau aus dem Bundesstaat Pennsylvania gefunden, die an einem Harnwegsinfekt erkrankt war. Gegen das E-Coli-Bakterium habe kein Antibiotikum geholfen, teilte die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) mit.
Selbst das Antibiotikum Colistin, das bei diesen "Albtraum"-Bakterien üblicherweise wirke, habe versagt, erklärte CDC-Chef Thomas Frieden. Das Bakterium enthält ein Gen, das es immun gegen die Behandlung mit Antibiotika für multiresistente Keime werden lässt. Das sogenannte Mcr-1-Gen wurde bereits in China und Europa festgestellt. Laut Frieden war die Patientin aus Pennsylvania nicht außerhalb der USA unterwegs.
Antibiotikum: "letzte verbliebene Therapieoption" versagt
Im Januar hatte das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) berichtet, dass das Gen Mcr-1 in Bakterienproben von Menschen nachgewiesen worden und bei Nutztieren weit verbreitet sei. Das Medikament Colistin wurde nach Angaben des Robert Koch-Instituts ( RKI) in den vergangenen Jahren wieder häufiger verwendet. Es diene als "eine letzte verbliebene Therapieoption".
Als kritisch bewerten Experten, dass das Resistenz-Gen Mcr-1 zwischen Bakterienstämmen übertragbar ist – im Gegensatz zu bisher bekannten Colistin-Resistenzen. Es kann von harmlosen Darmkeimen auf Krankheitserreger übergehen und die Behandlung gegen diese erschweren.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte bereits vor einiger Zeit vor einer "Rückkehr in Vor-Antibiotika-Zeiten" gewarnt, in denen sich schon geringfügige Infektionen oder Schnittverletzungen als tödlich erweisen könnten.
Quelle: stern.de
LG
Andrea
Geben Sie Ihre Meinung ab
Befragung
Artikel zum Entdecken...
17.11.24 | Aktualitäten
11.11.24 | Aktualitäten
30.10.24 | Ratschläge
Unsere praktischen Tipps für ein angenehmes Leben im Ruhestand!
19.10.24 | Ernährung
Kurkuma: Die goldene Quelle für entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften
08.03.19 | Aktualitäten
Die Auswirkungen einer chronischen Krankheit auf das Liebesleben : was hilft?
18.09.15 | Ernährung
14.01.19 | Ernährung
Abonnieren
Sie möchten über neue Kommentare informiert werden.
Ihr Abonnement wurde berücksichtigt
koechli2606
Guter Ratgeber
koechli2606
Zuletzt aktiv am 12.01.23 um 18:02
Registriert seit 2015
1.774 Kommentare geschrieben | 212 in der Gruppe Presserundschau
1 der Antworten waren für die Mitglieder hilfreich
Rewards
Guter Ratgeber
Teilnehmer/in
Botschafter/in
Aktivist/in
Forscher/in
Freund/in
Wissenschaft
Resistent gegen Antibiotika:Ärzte melden ersten "Super-Erreger" in den USA
AP/Janice Carr/CDC
Bisher war das sogenannte MCR-1-Gen vor allem in China bekannt. Erstmals haben Ärzte nun bei einer US-Patientin ein E.-coli-Bakterium entdeckt, gegen das selbst hochwirksame Antibiotika nicht helfen.
Bei diesem Artikel handelt es sich um die erste kurze Meldung zum Thema. Weitere Informationen und eine Einordnung finden Sie hier:
Antibiotikaresistent:Das bedeutet der "Super-Erreger"-Fund
In den USA ist ein sogenannter Super-Erreger entdeckt worden, der gegen viele Antibiotika immun ist.
// // Bei einer 49-jährigen Frau aus dem Bundesstaat Pennsylvania sei bei einem Harnwegsinfekt ein E.-coli-Bakterium gefunden worden, das gegen 15 Antibiotika resistent war. Das berichten US-Forscher im Fachblatt "Antimicrobial Agents and Chemotherapy". Die US-Seuchenschutzbehörde bestätigte dies. Die Frau habe in den fünf Monaten vor der Infektion nicht das Land verlassen, schreiben die Forscher um Patrick Mc Gann vom Walter Reed Army Institute of Research.
Auch gegen das sogenannte Colistin, das als Reserveantibiotikum gilt und oft bei multiresistenten Keimen noch wirkt, waren die Bakterien unempfindlich. Diese entscheidende Resistenz erhielten die Erreger durch das MCR-1-Gen, das Forscher erstmals im November 2015 beschrieben hatten: Sie hatten es zuerst bei Schweinen in China nachgewiesen.
Besonders bedenklich ist, dass das MCR-1-Gen sich auf einem sogenannten Plasmid befindet, einem kleinen Erbgutring. Bakterien können Plasmide untereinander austauschen, wodurch sich Resistenzen rascher verbreiten.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte bereits Mitte 2014 vor einer "Rückkehr in Vor-Antibiotika-Zeiten" gewarnt, in denen schon gewöhnliche Infektionen wieder tödlich enden könnten. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht, den die britische Regierung beauftragt hatte, widmete sich ebenfalls diesem Problem. Die Forscher forderten unter anderem, den Gebrauch von Antibiotika in der Landwirtschaft weltweit einzuschränken und alle Resistenzen stärker zu überwachen. Nötig ist aus ihrer Sicht zudem ein weltweiter Fonds, der die Entwicklung neuer Antibiotika fördert.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes stand, dass der Erreger gegen alle Antibiotika resistent sei. Das ist nicht richtig. Es gibt mehrere Antibiotika, mit denen sich die Infektion der Frau behandeln lässt. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
aar/wbr/AFP/Reuters