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Pfizer verweigert den Einsatz seiner Medikamente bei Hinrichtungen
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koechli2606
Guter Ratgeber
koechli2606
Zuletzt aktiv am 12.01.23 um 18:02
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Hallo - das ist ein wirklich heikles Thema. Ich meine damit nicht den Einsatz von Medikamenten zur Hinrichtung Verurteilter. Sondern das Thema Todesstrafe an sich.
Ich selbst bin gegen die Todesstrafe. Egal was jemand getan hat - wer gibt uns das Recht, über Leben und Tod anderer zu entscheiden?
Ich meine - niemand.
Auch nicht diejenigen, die über "Recht und Gesetz" zu entscheiden und zu urteilen haben.
Wir alle wissen aus unserer eigenen Vergangenheit, wohin das führen kann - und geführt hat. (Auch wenn es leider immer noch viele -zu viele abstreiten und das nicht wahrhaben wollen.)
Unser Grundgesetz ist eines der Besten der Welt - und sollte als Grundlage der Gesetze der Staaten werden, die die Todesstrafe immer noch als legal und gerechtfertigt ansehen.
Aber auch wir wissen, daß "Recht haben" und "Recht kriegen" auch bei uns immer noch zwei "Paar Schuhe" sind. Aber es gibt immer noch andere (und weitere) Mittel der Rechtstaatlichkeit, gegen vermeintliches Unrecht vorzugehen und sich zur Wehr zu setzen.
Unsere Gerichte sind völlig überlastet - das wissen wir alle. Aber ist das nicht gleichzeitig ein für uns gutes Zeichen der Rechtsstaatlichkeit? Man kann sich legal wehren - und tut es anscheinend auch.
Gerade die so oft als Vorbild gelobten "Vereinigten Staaten von Amerika" haben sich im Laufe der Jahrzehnte enorm zu ihrem Nachteil verändert: In vielerlei Beziehungen. "Hüter der Menschlichkeit", "Verteidiger der Demokratie" und "Vorbild für andere Staaten" sind sie schon lange nicht mehr.
Das brauche ich hier nicht weiter zu erläutern. Das wissen wir alle.
Wir sollten für die Zukunft wehr genau prüfen, was wir von dort kommend übernehmen wollen: Und nicht alles mit den Worten abtun: Das kommt aus Amerika - das muß gut sein!!!
Zurück zum Thema: Bei uns hat die Todesstrafe Gott sei Dank keine Chance, jemals wieder im Strafgesetzbuch verankert zu werden!!!!!
Egal, welche "abstrusen Parteien im nächsten Bundestag (und damit leider auch im Bundesrat) sitzen werden: Die Thema wird sicherlich kein Verhandlungsthema werden!
Und ich könnte mir auch vorstellen, daß es schwierig werden würde, Richter zu finden, die so ein Urteil aussprechen würden.
So, erst einmal genug. Ich weiss, dass es eine kontroverse Auseinandersetzung zu diesem Thema geben könnte - und hoffentlich auch geben wird.
Ich betone aber, daß ich hier lediglich meine eigene Meinung wiedergeb und auch voll dahinterstehe.
In diesen Sinne:
koechli2606
koechli2606
Guter Ratgeber
koechli2606
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Zum selben Thema hier ein Artikel aus der "Ärzte-Zeitung" von heute, 17.05.2016:
Ärzte Zeitung, 17.05.2016
US-Hinrichtungen
Giftspritze vor dem Aus
Als letztes Pharma-Unternehmen hat Pfizer beschlossen, US-Strafbehörden keine Substanzen mehr zur Verfügung zu stellen, die zur Vollstreckung der Todesstrafe eingesetzt werden. Auf legalem Weg sind nun keine Medikamente für Hinrichtungen mittels Giftspritze mehr zu bekommen, betonen Experten.
Von Gabriele Chwallek
Die Todeszelle eines US-Gefängnisses.
© Paul Buck / dpa
WASHINGTON.Er keuchte mehr als 600 Mal, rang offenbar qualvoll nach Luft. "Sein Mund öffnete sich, die Brust hob sich, während sich der Magen verkrampfte", schilderte ein Augenzeuge die Hinrichtung eines Mörders im Juli 2014. Eine Stunde und 57 Minuten dauerte es, bis der Mann schließlich starb.
Das war nicht irgendwo in einem Land mit einem dubiosen Rechtssystem, nicht im Iran, in Pakistan, Saudi-Arabien oder China. Das war in Arizona in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Und es war die vierte Exekution allein in diesem einen Jahr, bei der etwas schieflief - in einem Staat, der sich rühmt, human hinzurichten, auch wenn das in vielen Teilen der Welt schon an sich als ein Widerspruch verstanden wird.
Die Zahl der Exekutionen ist rückläufig
Aber inzwischen wird in den USA deutlich weniger hingerichtet, 28 Exekutionen waren es 2015. "Nur" könnte man einfügen, wenn man an das Rekordjahr 1999 denkt, in dem 98 Menschen auf staatliche Anweisung getötet wurden.
Gegner der Todesstrafe sehen daher erstmals Grund zur Hoffnung, dass sich die USA irgendwann doch in die Gruppe moderner Rechtsstaaten einreihen, die das Exekutieren für barbarisch halten - auch dann, wenn ein ordentliches Gerichtsverfahren vorausgegangen ist.
Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Auch nach dem markanten Schritt des Arzneimittelherstellers Pfizer, der sicherstellen will, dass seine zur Lebensrettung hergestellten Arzneimittel nicht als Tötungsinstrument eingesetzt werden.
Pfizer war nach Berichten der "New York Times" vom Freitag von mehr als 20 europäischen und US-Herstellern das letzte, das sich dafür entschieden hat, den Einsatz tödlicher Arzneimittel bei Exekutionen zu verhindern. Bereits zuvor hatte die Europäische Union seit 2011 die Ausfuhr von Substanzen beschränkt.
Schulterschluss der Pharmaindustrie
Dies betrifft vor allem das Betäubungsmittel Natrium-Thiopental. Als Ersatz verwendeten die Behörden mancher Bundesstaaten Pentobarbital.
Die von Pfizer im vergangenen Jahr erworbene US-Pharmafirma Hospira stellte mehrerer dieser Substanzen her. Deren Einsatz will Pfizer nun verhindern.
Menschenrechtsaktivisten werten das zwar zu Recht als einen wichtigen Schritt, weil damit offiziell keine von der US-Kontrollbehörde FDA genehmigten Mittel mehr für Hinrichtungen zur Verfügung stehen - ein längst überfälliger Schulterschluss der Pharmaindustrie.
"Es ist sehr bedeutend, dass sie jetzt mit einer Stimme sprechen", sagt denn auch Todesstrafen-Expertin Megan McCracken von der Rechtsfakultät der University of California in Berkeley.
Aber sie weist zugleich auf den "zunehmenden Schleier der Geheimhaltung" um die Herkunft der Präparate hin. Immer mehr Bundesstaaten verweigern schlicht die Auskunft darüber, woher die Chemikalien für ihre Giftspritzen kommen.
Dazu zählt Texas, das sechs der bisher 14 Hinrichtungen in diesem Jahr ausgeführt hat. Es verwendet ein einzelnes Mittel, das nicht von Pfizer hergestellte Pentobarbital.
Vermutungen gehen dahin, dass es aus einer von zahlreichen wenig regulierten Spezialapotheken kommt, die maßgeschneiderte Produkte zusammenstellen - auf Kundenwunsch.
Das Todesstrafen-Informationszentrum (DPIC) in Washington schätzt, dass mindestens zehn Bundesstaaten sich entweder bereits bei diesen Einrichtungen Hinrichtungsmittel beschafft haben oder das planen.
Bevölkerung mehrheitlich für Todesstrafe
Insgesamt ist es bisher hauptsächlich auf Pannen und Beschaffungsprobleme zurückzuführen, dass die USA weniger exekutieren. Das heißt, der gegenwärtige Trend wird weniger von einem Bewusstseinswandel in der Bevölkerung als von prozeduralen Schwierigkeiten getragen.
Immer noch ist die Mehrheit der Bevölkerung für die Todesstrafe - und ist sich dabei laut Umfragen durchaus darüber im Klaren, dass die Hinrichtung Unschuldiger vorkommen kann und vorgekommen ist.
Seit 1973 kamen mehr als 150 Menschen aus den Todeszellen frei, weil sie die Tat, für die sie verurteilt wurden, nicht begangen hatten. Allein im vergangenen Jahr gab es vier solcher Fälle. Aber die öffentliche Empörung über solche Fehlurteile und die möglichen Implikationen hält sich immer noch in Grenzen.
Auch die öffentliche Diskussion darüber, dass gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil weitaus mehr Schwarze in der Todeszelle sitzen als Weiße und es weniger Todesurteile gibt, wenn das Opfer schwarz und der Täter weiß ist.
Auch sind viele Befürworter der Todesstrafe immer noch überzeugt davon, dass das "capital punishment" eine abschreckende Wirkung hat. Wie etwa David Muhlhausen, Strafrechtsexperte bei der konservativen Heritage Foundation, der nach Angaben der "New York Times" Pfizer vorwirft, vor speziellen Interessengruppen eingeknickt zu sein.
Der Schritt des Pharmaunternehmens liege "nicht im öffentlichen Interesse", weil Studien die abschreckende Wirkung der Todesstrafe nachwiesen. Kritiker verweisen dagegen auf einen FBI-Bericht aus dem Jahr 2012, der hervorhebt, dass die meisten Morde im US-Süden geschehen, wo 80 Prozent der Hinrichtungen stattfinden.
Wachsende Bedenken der Justiz
Aber dennoch, trotz aller Widerstände, ist es nicht so, dass sich im öffentlichen Bewusstsein überhaupt nichts bewegt hätte oder bewegen würde. Gerichtsurteile spiegeln immer auch Entwicklungen in der Gesellschaft wider, so auch bei der Todesstrafe.
Der Supreme Court hat in der jüngeren Vergangenheit Hinrichtungen jugendlicher und geistig schwer behinderter Straftäter verboten, niedrigere Instanzen beschäftigen sich immer häufiger mit Einzelklagen gegen Hinrichtungen.
Das ist ein wenn auch immer noch vorsichtiger Trend, der sich beschleunigen könnte, wenn das Exekutieren immer schwieriger wird.
Dieser Artikel bestätigt einmal mehr das, was ich in meiner vorhergehenden Mail geschrieben habe.
koechli2606
Abgemeldeter Nutzer
Interessantes Thema. Lese ich mir nächste Woche durch, wenn ich mehr Zeit habe.
Gruß von
Nana
koechli2606
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koechli2606
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Hallo Nana68,
ich freue mich schon auf deine Antwort.
Zumal das Thema uch etwas mit einem anderen Themenkreis zu tun haben könnte - und bei uns in Deutschland ebenso heiss diskutiert wird: Der STERBEHILFE. Sei es aktiv oder passiv.
Das wäre eigentlicjh eine eigene Diskussion wert....
koechli2606
Aber auch hier hoffe ich auf mehr Teilnahme.
Abgemeldeter Nutzer
Hallo koechli2606 ,
schließe mich deiner Meinung zur Todesstrafe an, zumal es immer wieder zu Fehlurteilen kommt.
Gruß
Verena
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Hinrichtung durch Giftspritze legal nicht mehr möglich
Die Entscheidung wird als "Meilenstein" gefeiert: Der Pharmariese Pfizer verweigert den Einsatz seiner Medikamente bei Hinrichtungen. Für die US-Behörden fällt damit der letzte legale Lieferant weg.
Der Pharmariese Pfizer unterbindet die Nutzung seiner Mittel bei Hinrichtungen in den USA. Für bestimmte Produkte, die bei Exekutionen mit Giftspritzen genutzt werden oder deren Nutzung von Bundesstaaten erwogen wird, gelten nach Konzernangaben nun schärfere Lieferbeschränkungen. "Pfizer lehnt den Einsatz seiner Produkte als tödliche Injektionen bei der Vollstreckung der Todesstrafe strikt ab", erklärte der größte Pharmakonzern der USA am Freitag auf seiner Internetseite.
Damit hat einem Bericht der "New York Times" zufolge der letzte Lieferant solcher Mittel den Einsatz seiner Produkte bei Hinrichtungen untersagt. Vor Pfizer hätten mehr als 20 Pharmaunternehmen aus Europa und den USA diesen Schritt unternommen – sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus moralischen Gründen. Das Statement des Pharmakonzerns sei als Meilenstein zu werten.
Sieben Mittel betroffen
Die Londoner Menschenrechtsaktivistin Maya Foa erklärte gegenüber der Zeitung: "Staaten, die die Todesstrafe praktizieren, müssen die Mittel nun aus dem Untergrund beziehen." In den letzten fünf Jahren sei es immer schwieriger geworden, die Medikamente zu beschaffen. Daraufhin hätten Staaten auch versucht, die Mittel über Zwischenhändler oder aus dem Ausland zu bekommen.
Auch Menschrechtsaktivist Robert Dunham vom "Death Penalty Information Center" lobte die Entscheidung: "Pfizer hat klar gemacht, dass sie nicht wollen, dass ihre Medikamente zur Tötung Gefangener eingesetzt werden", sagte er der Zeitung "USA Today".
Die EU beschränkt seit 2011 die Ausfuhr von Substanzen für diese Giftcocktails. Dies betrifft vor allem das Betäubungsmittel Natrium-Thiopental. Als Ersatz verwenden die Behörden mancher Bundesstaaten Pentobarbital. Die von Pfizer im vergangenen Jahr erworbene US-Pharmafirma Hospira stellt mehrere dieser Substanzen her. Pfizer will konkret den Einsatz von sieben Mitteln verhindern.
Verpfuschte Hinrichtungen
Versuche, auf andere Substanzen umzusteigen, hatten zu mehreren verpfuschten Hinrichtungen geführt. Anwälte von Todeskandidaten gingen vor Gericht gegen Bemühungen der Gefängnisbehörden vor, mit verdeckten Mitteln Präparate zu erwerben. Einige Bundesstaaten haben bereits dubiose Wege gefunden, an Medikamente heranzukommen. So versuchten einige Staaten, die Mittel durch Strohmänner oder in staatlich kaum regulierten, speziellen Apotheken zu erwerben. Andere wollten nicht von der FDA genehmigte Substanzen importieren.
In den 32 US-Staaten mit Todesstrafe wird hauptsächlich eine Giftspritze eingesetzt. Traditionell wurde ein Cocktail aus drei Mitteln verwendet – ein Betäubungsmittel und zwei weitere, die den Herztod herbeiführen sollen.
Erschießungskommando statt Giftspritze
Durch den Mangel an Substanzen für die Giftcocktails haben einige Bundesstaaten Exekutionen aufgeschoben oder setzen nun andere Hinrichtungsmethoden ein. In einigen Bundesstaaten sind nun der elektrische Stuhl oder Erschießungskommandos erlaubt, wenn die Medikamente für die Giftspritze nicht erhältlich sind. Die Probleme mit der Medikamentenbeschaffung sind ein Grund, warum die Zahl der Hinrichtungen in den USA in den vergangenen Jahren abgenommen hat.
aus: welt.de