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Warum Ambrosia die Allergiesaison verlängert
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11.06.17 um 10:28
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Verena
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Warum Ambrosia die Allergiesaison verlängert
Bis zu 60.000 Samen kann eine Ambrosia-Pflanze abwerfen, die Blüten machen Allergikern zwischen Juli und Oktober zu schaffen. Dabei ließe sich die eingeschleppte Art durchaus ausrotten.
Allergiker haben sich hierzulande längst darauf eingestellt, dass sie nach Birke, Hasel und Gräsern Jahr für Jahr auch von Pollen neuer, eingewanderter Arten gepeinigt werden. Ambrosia ist vielen Heuschnupfen-Geplagten dabei besonders verhasst: Die Pflanze wächst aggressiv und verlängert die Allergiezeit.
"Eine Ambrosia-Pflanze kann zwischen 3000 und 60.000 Samen in ihrem einjährigen Lebenszyklus abwerfen", macht Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) deutlich. "Außerdem kann sie bis zu eine Milliarde Pollen in die Luft entlassen."
Die nordamerikanische Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia), auch Aufrechtes oder Beifußblättriges Traubenkraut genannt, wurde vor Jahren vermutlich über Vogelfutter nach Europa eingeschleppt.
Heftige Allergien
In Deutschland ist Ambrosia nach Angaben von Matthias Werchan von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst vor allem im wärmeren Süden vertreten. Allein das Gesundheitsministerium in Bayern zählte zuletzt 393 größere Bestände im Freistaat. Aber ebenso gebe es etwa in Brandenburg große Bestände, so Werchan.
Die Pollen gehören zu den heftigsten Allergieauslösern - stärker beispielsweise als bei Gräsern und Birke. Das bis zu 1,80 Meter hohe Unkraut blüht zudem erst ab etwa Mitte Juli, der Pollenflug reicht von August bis Oktober. Für Allergiker bedeutet das unter Umständen eine Verlängerung der Leidenszeit um rund zwei Monate.
An Straßenrändern wachsen die Pflanzen besonders aggressiv. Denn Stickstoffdioxid-haltige Autoabgase verändern offenbar die Protein-Zusammensetzung der Pollen, wie Helmholtz-Forscher aus München herausfanden. Die Pollen-Proteine binden sich den Wissenschaftlern zufolge stärker an bestimmte menschliche Antikörper, die die allergieauslösende Kaskade anstoßen.
Pflanzen mit Handschuhen und Mundschutz entfernen
Zudem gibt es laut Werchan an den Straßen ein weiteres Problem: "An den Autobahnen werden regelmäßig die Grünstreifen gemäht. Dann werden die Pflanzen mitgezogen und die Samen verteilen sich im Boden." Dort könnten sie noch Jahre später auskeimen.
Das Gesundheitsministerium in München empfiehlt daher, die Pflanze auszureißen - nur mit Handschuhen und bei blühenden Pflanzen sogar mit Mundschutz - und in einer Plastiktüte mit dem Hausmüll zu entsorgen. Bei Beständen ab rund 100 Pflanzen sollten Behörden eingeschaltet werden.
Seit 2007 gehen das Julius Kühn-Institut bundesweit und auch der Freistaat mit Aktionsprogrammen gegen die Ambrosia vor. "Insgesamt konnte bislang eine unkontrollierbare Ausbreitung wie in anderen Staaten verhindert werden", sagt Ministerin Huml. Werchan und Durner sind hingegen der Meinung, in Deutschland werde viel zu wenig gemacht. Gerade einmal knapp 40 Messstationen gibt es den Angaben nach in der gesamten Republik, um den Pollenflug zu erfassen.
Tolles Modell für die Forschung
Werchan verweist zudem auf die Schweiz, die gesetzlich verankert habe, dass Ambrosia bekämpft werden muss. "Da ist die Pflanze fast wieder ausgerottet", sagt er. In Deutschland gebe es nur lokale Aktionen. "Dabei ist die Bekämpfung deutlich günstiger als abzuwarten." Bayerns Ressortchefin Huml sagt: "Wir beobachten in Bayern, ob eine gesetzliche Melde- und Bekämpfungspflicht für Ambrosia-Pflanzen auch bei uns notwendig werden könnte."
Etwas Gutes kann Jörger Durner, Leiter des Instituts für Biochemische Pflanzenpathologie am Helmholtz-Zentrum in München der Ambrosia allerdings doch abgewinnen: "Das ist ein super Modell für die Forschung, weil eine einzelne Pflanze so viele Pollen entwickelt."
aus: spiegel.de