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Alles Wichtige über die Behandlungen Ponesimod (Ponvory®) und Fingolimod (Gilenya®) für RRMS

Veröffentlicht am 02.02.2024 • Von Carenity Redaktionsteam

Ponesimod (Ponvory®) und Fingolimod (Gilenya®) sind Immunsuppressiva, die zur Familie der Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptoren gehören und als Immunmodulatoren genutzt werden. Sie werden insbesondere bei der Behandlung der schubförmig-remittierenden Multiplen Sklerose (RRMS) eingesetzt. 

Aber wie wirken sie genau? Gibt es Nebenwirkungen bei der Einnahme dieser Behandlungen? Welche Kontraindikationen gibt es?

Wir sagen Ihnen alles in unserem Artikel!

Alles Wichtige über die Behandlungen Ponesimod (Ponvory®) und Fingolimod (Gilenya®) für RRMS

Was sind Medikamente, die den Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor modulieren?

Immunsuppressive Medikamente aus der Familie der Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptoren sollen bewirken, dass die Anzahl der Lymphozyten (Zellen des Immunsystems) im Blut sinkt. Bei Multipler Sklerose, einer Autoimmunerkrankung, greifen die Lymphozyten die Myelinscheide (Schutzschicht der Neuronen) an, wodurch die Neuronen geschädigt werden. Durch die Verringerung der Anzahl der zirkulierenden Lymphozyten sorgen diese Behandlungen also dafür, dass weniger Neuronen geschädigt werden

Ponesimod ist seit 2021 auf dem Markt. Der erste Immunmodulator aus der Familie der Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptoren, der eine Marktzulassung für die Behandlung von Multipler Sklerose erhielt, war jedoch Fingolimod im Jahr 2010.

Fingolimod wird in Kapselform oder als orodispersible Tablette (Schmelztablette, die sich im Mund auflöst) angeboten, Ponesimod in Form einer klassischen Tablette

Beide werden oral eingenommen. 

Eine Besonderheit von Ponesimod ist zu erwähnen, denn die Einleitung der Behandlung erfolgt nach einem Dosis-Titrationsschema, d. h. die Dosis wird allmählich erhöht, bis eine Erhaltungsdosis erreicht ist. Es ist sehr wichtig, sich an dieses Einnahmeschema zu halten.

Wie sieht die Überwachung während der Einnahme dieser Art von Behandlung aus?

Ponesimod und Fingolimod unterliegen einer verstärkten Überwachung. Bei der Verschreibung einer dieser Behandlungen muss der Arzt einen Leitfaden oder ein Verbindungsheft für Patienten und Betreuer aushändigen, damit die Patienten richtig informiert werden. Patientinnen im gebärfähigen Alter sollte außerdem eine spezielle Patientenkarte für die Schwangerschaft ausgehändigt werden. Während der gesamten Behandlungsdauer ist eine besondere Wachsamkeit seitens der Patienten erforderlich. 

Diese Behandlung schwächt die Immunabwehr und setzt einen somit einem erhöhten Infektionsrisiko aus. Es müssen häufig Blutuntersuchungen (Blutbild) durchgeführt werden, um das Infektionsrisiko regelmäßig zu überprüfen. Außerdem ist es wichtig, dass der Patient während der Behandlung bei einem Temperaturanstieg über 38 °C oder beim Auftreten von grippeähnlichen Symptomen schnell einen Arzt aufsucht, da dies Anzeichen einer möglichen Infektion sind.  

Auch das Herz muss überwacht werden. Vor Beginn der Behandlung muss ein Elektrokardiogramm (EKG) erstellt werden, und nach Beginn der Einnahme der Behandlung müssen dem Arzt alle Anzeichen wie Schwindel, Benommenheit, Übelkeit oder Herzklopfen mitgeteilt werden.   

Die Patienten sollten bei der Einnahme von Ponesimod oder Fingolimod auch auf andere Aspekte achten, wie z. B. die Überwachung des Blutdrucks und des Sehvermögens. Bei visuellen Symptomen muss sofort der Arzt informiert werden. Dasselbe gilt für Symptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Magenschmerzen, die auf ein Leberversagen hindeuten können. 

Neurologische Veränderungen wie starke, plötzliche Kopfschmerzen oder Verwirrtheit müssen sofort dem Arzt gemeldet werden.   

Außerdem sollte, wenn die Einnahme von Ponesimod ohne ärztlichen Rat für vier oder mehr Tage hintereinander unterbrochen wurde, der Arzt erneut aufgesucht und ein Schema zur Einleitung der Behandlung begonnen werden. 

Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptoren erhöhen das Hautkrebsrisiko, daher wird eine regelmäßige Hautuntersuchung empfohlen, insbesondere für Personen, die Risikofaktoren für Hautkrebs aufzeigen. Es wird auch empfohlen, die Sonnenexposition durch das Tragen von hautschützender Kleidung und das regelmäßige Auftragen eines Sonnenschutzmittels mit hohem Lichtschutzfaktor (idealerweise LSF 50 oder LSF 50+, der auf Sonnencremes angegeben ist) zu begrenzen

Es können alle Impfungen durchgeführt werden und sie werden sogar empfohlen, wenn die Immunabwehr geschwächt ist (Grippeimpfung, Covid-19 oder Pneumokokken-Impfung). Die einzigen Impfungen, die vermieden werden sollten, sind sogenannte „Lebendimpfstoffe“ wie der Gelbfieberimpfstoff (der für Reisen in bestimmte Länder erforderlich ist) oder BCG gegen Tuberkulose oder VZV (Windpockenvirus). Wenn diese Art von Impfstoff benötigt wird, muss die Behandlung 1 Woche vor und 4 Wochen nach dem Erhalt eines Lebendimpfstoffs unterbrochen werden.   

Welche Kontraindikationen gibt es bei der Einnahme von Immunmodulatoren des Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptors?

Diese Medikamente sollten nicht in den folgenden Fällen angewendet werden:

  • Herzprobleme wie Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfall oder Herzinfarkt in der Vorgeschichte, ... 
  • Immunschwäche (Defizit des Immunsystems)
  • Mäßige oder schwere Leberinsuffizienz
  • Bei entstehender Krebserkrankung
  • Aktive Infektionen
  • Bei einer Schwangerschaft und Frauen im gebärfähigen Alter, die keine wirksame Empfängnisverhütung anwenden

Welche Nebenwirkungen gibt es? 

Häufige Nebenwirkungen (die bis zu 10 % der Patienten betreffen können), die nach der Einnahme dieser Behandlungen auftreten, sind die folgenden:

  • Infektionen (Harnwegsinfektionen, virale Atemwegsinfektionen wie Bronchitis oder Lungenentzündung, ...)
  • Kopf- und Rückenschmerzen
  • Grippe
  • Gürtelrose
  • Fieber
  • Husten
  • Durchfall
  • Schwindel und Krampfanfälle
  • Veränderung des Sehvermögens aufgrund einer Flüssigkeitsansammlung in der Netzhaut (Rückseite des Auges)


Wenn Patienten, die Ponesimod oder Fingolimod einnehmen, eine der oben genannten Nebenwirkungen oder andere Symptome bemerken, die möglicherweise auf die Einnahme der Medikamente zurückzuführen sind, sollte sofort mit dem Arzt oder Apotheker gesprochen werden. Es besteht auch die Möglichkeit, dies online beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zu melden.

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