CDKL5: Alles, was Sie über die Erkrankung wissen müssen!
Veröffentlicht am 17.06.2022 • Von Alizé Vives
Anlässlich des internationalen CDKL5-Tages möchten wir Ihnen das CDKL5-Mangel-Syndrom vorstellen, eine X-chromosomale Erkrankung, die sich in frühkindlicher Epilepsie und Entwicklungsverzögerungen bei Kleinkindern äußert.
Aber was ist das CDKL5-Mangel-Syndrom genau? Was sind die Ursachen und Symptome? Wie wird es diagnostiziert?
Wir verraten es Ihnen in unserem Artikel!
Was ist das CDKL5-Mangel-Syndrom?
Das CDKL5-Syndrom, auch als CDKL5-bedingte epileptische Enzephalopathie bezeichnet, ist eine seltene Krankheit, die sich bereits in der frühesten Kindheit entwickelt. Weltweit sind zwischen 1/40.000 und 1/60.000 Kinder von dieser Erkrankung betroffen.
Sie zeichnet sich durch eine früh einsetzende Epilepsie aus, die im Laufe der Zeit behandlungsresistent wird. Eine verzögerte Entwicklung des Gehirns ist ebenfalls eine Beeinträchtigung der Erkrankung.
Die Erkrankung wurde im Oktober 2020 von der WHO als eigenständige Krankheit anerkannt. Derzeit ist die Erkrankung noch weitgehend unbekannt.
Was sind die Ursachen des CDKL5-Mangel-Syndroms?
Es handelt sich um eine X-chromosomale Erkrankung: Veränderungen des CDKL5-Gens auf dem X-Chromosom führen zu einem Mangel des Proteins CDKL5 im Körper. Bei diesen Patienten können verschiedene Arten von Veränderungen des Gens gefunden werden. Das CDKL5-Protein spielt während der postnatalen Entwicklung des Kindes eine wichtige Rolle im Gehirn. Sein Fehlen oder die Beeinträchtigung seiner Funktion sind die Ursache für die gefundenen Symptome.
Welche Symptome gibt es bei dieser Erkrankung?
Das Hauptsymptom der Erkrankung ist Epilepsie, die sich in Form von Anfällen äußert. Diese Anfälle treten in der Regel im frühesten Kindesalter auf, bei Kindern im Alter von wenigen Monaten (in den ersten acht Lebensmonaten). Die Epilepsie wird häufig allmählich behandlungsresistent. Die Anfälle können verschiedene Formen annehmen:
- Epileptische Spasmen: sehr kurze Anfälle, die durch eine plötzliche Beugung und/oder Streckung sehr häufig in den Armen gekennzeichnet sind
- Myoklonische Anfälle: ein oder mehrere Spasmen, die im ganzen Körper oder nur in einem Arm oder einem Bein auftreten können, der Patient ist bei Bewusstsein
- Tonische Anfälle: Sie äußern sich durch einen plötzlichen Sturz, Bewusstlosigkeit, anhaltende tonische Kontraktion aller Muskeln, Apnoe und Hypersekretion der Bronchien und des Speichels
- Tonisch-klonische Anfälle: Sie verlaufen in zwei Phasen: der tonischen Phase (allgemeine Muskelkontraktion mit Bewusstlosigkeit) und der klonischen Phase (Entspannung der Muskeln)
Die Veränderung des CDKL5-Gens wirkt sich auch auf die Entwicklung des Gehirns aus. Bei den Patienten wird in der Regel eine Wachstumsverzögerung beobachtet, wobei am häufigsten eine Verzögerung des Gehens (völliges Fehlen oder Schwierigkeiten beim Gehen) und der Sprachentwicklung sowie Verhaltensstörungen mit Schreien, Unruhe, Weinen, Angstzuständen und Spasmen auftreten. Die Patienten können auch Schlafstörungen (Schlafwandeln, Schlafapnoe), Magen-Darm-Probleme, Anomalien der Funktion des Nervensystems, die zu Störungen in bestimmten Muskeln (Rachen, Magen, Herz, Leber) führen, oder Unregelmäßigkeiten bei der Atmung erleiden.
Die Patienten können charakteristische Verhaltensweisen zeigen, wie z. B. zur Seite schauen oder die Beine übereinanderschlagen.
Bei manchen Kindern kann eine charakteristische Gesichtsform auftreten: breite Stirn, tief liegende Augen, ein ausgeprägtes Philtrum (Falte unter der Nase) und eine nach außen gebogene Unterlippe. Sie können auch an Skoliose oder Sehstörungen leiden. Auch der Gebrauch der Hände kann relativ eingeschränkt sein. Die Patienten können unter Schluckbeschwerden leiden, was die Flüssigkeitszufuhr und die Nahrungsaufnahme erschwert.
Die Symptome sind nicht bei allen Patienten gleich. Es gibt mehr oder weniger schwere Formen.
Wie wird das CDKL5-Mangel-Syndrom diagnostiziert?
Die Diagnose wird in der Regel von einem Neuropädiater gestellt. Charakteristische klinische Manifestationen können auf die Erkrankung hindeuten. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht es, so schnell wie möglich eine Behandlung einzuleiten, um die mit der Epilepsie verbundenen Komplikationen und die Mehrfachbehinderung so gering wie möglich zu halten.
Ein MRT des Gehirns kann durchgeführt werden, um andere Ursachen auszuschließen, die die gleichen Symptome hervorrufen könnten, wie z.B. eine Hirnmissbildung. Bei Menschen mit CDKL5-Mangel-Syndrom ist das MRT in der Regel normal.
Eine Stoffwechseluntersuchung kann auch andere Erkrankungen ausschließen, die auf Biomarker in anderer Weise reagieren könnten als das CDKL5-Mangel-Syndrom.
Die Diagnose wird gestellt, wenn die Analyse des CDKL5-Gens eine Veränderung aufweist. Dies wird durch eine molekulargenetische Technik erreicht, bei der das X-Chromosom und das betreffende Gen sequenziert werden.
Welche Ähnlichkeiten bestehen zwischen dem CDKL5-Mangel-Syndrom und anderen Erkrankungen?
Das Syndrom wurde vor kurzem als eigenständige Erkrankung identifiziert. Es wurde zufällig bei Patienten entdeckt, bei denen ursprünglich das Rett-Syndrom diagnostiziert worden war. Diese Patienten wiesen die typischen Symptome des Rett-Syndroms auf, das ebenso wie das CDKL5-Mangel-Syndrom durch früh einsetzende Epilepsie sowie eine verzögerte Gehirnentwicklung gekennzeichnet ist. Allerdings wurde bei diesen Patienten keine Veränderung des Gens, das für das Rett-Syndrom verantwortlich gemacht wird (das MEPC2-Gen), gefunden. Außerdem kann es bei Patienten mit Rett-Syndrom zu einer Rückbildung der erworbenen Fähigkeiten (motorische Fähigkeiten) kommen, was beim CDKL5-Mangel-Syndrom nicht der Fall zu sein scheint.
Aufgrund der Ähnlichkeit der Symptome aufgrund einer verzögerten Gehirnentwicklung und des Vorhandenseins von Epilepsie bei beiden Erkrankungen wurden sie in der Vergangenheit verwechselt und können auch heute noch bei der Diagnose verwechselt werden. Die Gensequenzierung ermöglicht eine genaue Qualifizierung der Art der genetischen Veränderungen, an denen ein Patient leidet.
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