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Rohmilch überträgt Erreger von Hirnhautentzündung

Veröffentlicht am 08.04.2017 • Von Giovanni Mària

Rohmilch überträgt Erreger von Hirnhautentzündung

Rohmilch überträgt Erreger von Hirnhautentzündung

Forscher der Uni Hohenheim haben einen besonderen Fall von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) aufgeklärt.
Zwei Männer waren an der Hirnhautentzündung erkrankt, nachdem sie auf einem Ziegenhof Rohmilch getrunken hatten.
Offenbar gelangte der von Zecken übertragene Erreger in die Ziegen und schließlich in die Milch der Tiere.
Eine Impfung gegen FSME schütze auch vor Erregern aus Nahrungsmitteln, betonen die Wissenschaftler.
Kein Parasit überträgt derart viele Krankheiten wie die Zecke. Die hohe Infektionsgefahr hängt mit den unappetitlichen Essgewohnheiten der Spinnentiere zusammen. Während sie saugen, würgen Zecken immer wieder unverdaute Nahrungsreste in ihr Opfer zurück. Dabei gelangen auch Krankheitserreger ins Blut des Wirtes, die der Parasit bei einer vorangegangenen Mahlzeit aufgesogen hat.

 

Die häufigste Krankheit, die in Deutschland von Zecken auf Menschen übertragen wird, ist die Lyme-Borreliose. Die zweithäufigste ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine mitunter sogar tödlich endende, von einem Virus verursachte Hirnhautentzündung.

Beim Pasteurisieren der Milch werden Viren und andere Krankheitserreger abgetötet

 

Forscher der Universität Hohenheim haben jetzt entdeckt, dass Zecken sogar Menschen mit FSME infizieren können, ohne je in direkten Kontakt mit ihnen zu kommen. "Wir haben zum ersten Mal in Deutschland nachgewiesen, dass sich Menschen mit FSME infizieren können, wenn sie Rohmilch von Ziegen trinken", sagte Ute Mackenstedt, Leiterin des Fachgebiets Parasitologie an der Universität Hohenheim am Mittwoch auf einer Pressekonferenz.

Die Zeckenexpertin untersuchte den Fall eines Ehepaars, das mit seiner Tochter und deren Freund während einer Fahrradtour auf einem Ziegenhof im Kreis Reutlingen eingekehrt war. Alle vier aßen dort Ziegenkäse. Die beiden Männer tranken außerdem Rohmilch und erkrankten kurze Zeit später an FSME. In diesen Fällen verlief die Krankheit glimpflich. Um herauszufinden, wie es zur Ansteckung gekommen war, gingen Mackenstedt und ihre Kollegen auf Zeckenjagd. An Stellen, wo sich die Ziegen des Bauernhofs oft aufhielten, zogen die Wissenschaftler weiße Stoffbahnen über Boden und Büsche. Jede Menge Zecken verwechselten den Stoff mit einem Wirt, ließen sich fallen und hakten sich fest.

Die Zeckenjäger sammelten die Tiere ein, untersuchten sie und wurden fündig: In einem Tier konnten sie den FSME-Erreger nachweisen. Als sie die Viren auch noch in Rohmilchprodukten des Ziegenhofs fanden und FSME-Antikörper im Blut der Ziegen, war der Fall ziemlich klar: Eine mit FSME infizierte Zecke hatte das Blut einer Ziege gesaugt und dabei den Krankheitserreger übertragen. "Während der virämischen Phase, in der die Erreger im Blut der Ziege zirkulierten, müssen dann Viren in die Milch gelangt sein", sagt Mackenstedt.

FSME-Impfung schützt auch vor Erregern in der Nahrung

Theoretisch sei auch vorstellbar, dass nicht nur Ziegen- sondern auch Kuhmilch auf diese Weise infiziert werden kann. Ein Risiko bestehe aber nur, wenn Menschen die unbehandelte Rohmilch trinken. "Beim Pasteurisieren werden die Erreger abgetötet", sagt Mackenstedt. Zudem schützt "nach gegenwärtigem Kenntnisstand auch eine normale FSME-Impfung vor einer Ansteckung über infizierte Nahrungsmittel", sagt Rainer Oehme vom Landesgesundheitsamt Stuttgart.

Am größten ist die FSME-Gefahr in Bayern und Baden-Württemberg. In diesen beiden Bundesländern werden 80 Prozent aller Fälle registriert. Doch auch im Norden Deutschlands, zum Beispiel in Niedersachsen und an der holländischen Grenze kommt FSME mittlerweile vor. Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts in Berlin sind im vergangenen Jahr 347 Menschen in Deutschland an FSME erkrankt - 126 mehr als im Jahr davor.

Unklar ist, warum die gefährlichen Zecken auch innerhalb der Risikogebiete immer nur in kleinen, abgegrenzten Gebieten, so genannten Hotspots auftreten. In einem Garten in einem Vorort von Stuttgart zum Beispiel tauchen seit mehr als 20 Jahren immer wieder FSME-Zecken auf. Im Nachbargarten kommt der gefährliche Erreger dagegen nie vor.

 

sueddeutsche.de

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Autor: Giovanni Mària, International Traffic Manager

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am 08.04.17

Rohmilch überträgt Erreger von Hirnhautentzündung

Forscher der Uni Hohenheim haben einen besonderen Fall von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) aufgeklärt. Zwei Männer waren an der Hirnhautentzündung erkrankt, nachdem sie auf einem Ziegenhof Rohmilch getrunken hatten. Offenbar gelangte der von Zecken übertragene Erreger in die Ziegen und schließlich in die Milch der Tiere. Eine Impfung gegen FSME schütze auch vor Erregern aus Nahrungsmitteln, betonen die Wissenschaftler.

Kein Parasit überträgt derart viele Krankheiten wie die Zecke. Die hohe Infektionsgefahr hängt mit den unappetitlichen Essgewohnheiten der Spinnentiere zusammen. Während sie saugen, würgen Zecken immer wieder unverdaute Nahrungsreste in ihr Opfer zurück. Dabei gelangen auch Krankheitserreger ins Blut des Wirtes, die der Parasit bei einer vorangegangenen Mahlzeit aufgesogen hat.

Die häufigste Krankheit, die in Deutschland von Zecken auf Menschen übertragen wird, ist die Lyme-Borreliose. Die zweithäufigste ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine mitunter sogar tödlich endende, von einem Virus verursachte Hirnhautentzündung.

Beim Pasteurisieren der Milch werden Viren und andere Krankheitserreger abgetötet

Forscher der Universität Hohenheim haben jetzt entdeckt, dass Zecken sogar Menschen mit FSME infizieren können, ohne je in direkten Kontakt mit ihnen zu kommen. "Wir haben zum ersten Mal in Deutschland nachgewiesen, dass sich Menschen mit FSME infizieren können, wenn sie Rohmilch von Ziegen trinken", sagte Ute Mackenstedt, Leiterin des Fachgebiets Parasitologie an der Universität Hohenheim am Mittwoch auf einer Pressekonferenz.

Die Zeckenexpertin untersuchte den Fall eines Ehepaars, das mit seiner Tochter und deren Freund während einer Fahrradtour auf einem Ziegenhof im Kreis Reutlingen eingekehrt war. Alle vier aßen dort Ziegenkäse. Die beiden Männer tranken außerdem Rohmilch und erkrankten kurze Zeit später an FSME. In diesen Fällen verlief die Krankheit glimpflich. Um herauszufinden, wie es zur Ansteckung gekommen war, gingen Mackenstedt und ihre Kollegen auf Zeckenjagd. An Stellen, wo sich die Ziegen des Bauernhofs oft aufhielten, zogen die Wissenschaftler weiße Stoffbahnen über Boden und Büsche. Jede Menge Zecken verwechselten den Stoff mit einem Wirt, ließen sich fallen und hakten sich fest.

Die Zeckenjäger sammelten die Tiere ein, untersuchten sie und wurden fündig: In einem Tier konnten sie den FSME-Erreger nachweisen. Als sie die Viren auch noch in Rohmilchprodukten des Ziegenhofs fanden und FSME-Antikörper im Blut der Ziegen, war der Fall ziemlich klar: Eine mit FSME infizierte Zecke hatte das Blut einer Ziege gesaugt und dabei den Krankheitserreger übertragen. "Während der virämischen Phase, in der die Erreger im Blut der Ziege zirkulierten, müssen dann Viren in die Milch gelangt sein", sagt Mackenstedt.

FSME-Impfung schützt auch vor Erregern in der Nahrung

Theoretisch sei auch vorstellbar, dass nicht nur Ziegen- sondern auch Kuhmilch auf diese Weise infiziert werden kann. Ein Risiko bestehe aber nur, wenn Menschen die unbehandelte Rohmilch trinken. "Beim Pasteurisieren werden die Erreger abgetötet", sagt Mackenstedt. Zudem schützt "nach gegenwärtigem Kenntnisstand auch eine normale FSME-Impfung vor einer Ansteckung über infizierte Nahrungsmittel", sagt Rainer Oehme vom Landesgesundheitsamt Stuttgart.

Am größten ist die FSME-Gefahr in Bayern und Baden-Württemberg. In diesen beiden Bundesländern werden 80 Prozent aller Fälle registriert. Doch auch im Norden Deutschlands, zum Beispiel in Niedersachsen und an der holländischen Grenze kommt FSME mittlerweile vor. Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts in Berlin sind im vergangenen Jahr 347 Menschen in Deutschland an FSME erkrankt - 126 mehr als im Jahr davor.

Unklar ist, warum die gefährlichen Zecken auch innerhalb der Risikogebiete immer nur in kleinen, abgegrenzten Gebieten, so genannten Hotspots auftreten. In einem Garten in einem Vorort von Stuttgart zum Beispiel tauchen seit mehr als 20 Jahren immer wieder FSME-Zecken auf. Im Nachbargarten kommt der gefährliche Erreger dagegen nie vor.


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