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Wie Ernährung Depressionen beeinflusst

Veröffentlicht am 24.01.2016 • Von Giovanni Mària

Wie Ernährung Depressionen beeinflusst

Wie die Ernährung Depressionen beeinflusst

Psychisch kranke Menschen bekommen starke Medikamente. Ein neuer Forschungszweig untersucht, welche Auswirkungen Nährstoffe auf die Psyche haben. Folsäure zum Beispiel könnte gegen Depression helfen.Von Melissa Pandika

So lange er denken kann, habe er "irgendwie immer sterben wollen", erzählt Jeff aus Northridge (Kalifornien). Als Teenager fing er an zu kiffen und Crystal Meth zu nehmen. Über Jahre schwankte er zwischen Phasen tiefer Depression (Link: http://www.welt.de/themen/depression/ ) und manischen Höhenflügen. Erst mit 43 Jahren bekam er von einem Psychiater die Diagnose: bipolare Störung.

Heute ist Jeff (seinen Nachnamen möchte er hier nicht lesen) stabil, selbstsicher, geradezu quirlig – dank Medikamenten. Doch die haben auch Nebenwirkungen. Vielleicht müsste er gar nicht so viele Pillen schlucken, wenn er anders essen würde. Neue Forschungen lassen vermuten, dass richtige Ernährung nicht nur Herzkrankheiten und Diabetes(Link: http://www.ozy.com/fast-forward/is-alzheimers-disease-brain-diabetes/34110) abwenden kann; mit ihr kann man auch psychischen Erkrankungen vorbeugen oder sie sogar behandeln.

So können laut einigen Studien Omega-3-Fettsäuren das Schizophrenierisiko senken; bestimmte Nährstoffmischungen konnten bei Überlebenden von Erdbeben Angststörungen lindern. Psychisch kranken Menschen stünden damit Behandlungsmöglichkeiten offen, ohne dass sie den unerfreulichen Preis zu bezahlen bräuchten, den viele Medikamente mit sich bringen. Gewichtszunahme etwa und Lustlosigkeit.

Zwar empfehlen Vertreter der alternativen Medizin schon seit Jahren bestimmte Nährstoffe, doch hätte "die westliche Medizin das sehr lange einfach übergangen", sagt Eva Selhub, Hausärztin in Boston und Autorin des Buches "Your Health Destiny". Ein Wandel setzte erst ein, seitdem sich die Wissenschaft zunehmend für "Nutritional Psychology" interessiert. Damit ist die durch Ernährung beeinflusste seelische Gesundheit gemeint, im Unterschied zu Ernährungspsychologie, bei der es umgekehrt um psychischen Einfluss auf Ernährungsgewohnheiten geht.

Ernährungsumstellung statt nur Medikamente

Forschungspläne wurden aufgesetzt, die Verbindungen zwischen Essen und seelischem Wohlbefinden untersucht, Forschungseinrichtungen gegründet. Ganzheitliche medizinische Ansätze liegen ohnehin im Trend. Patienten wollen als Menschen gesehen werden, nicht auf einzelne Symptome beschränkt werden. Dazu passt die Idee, die Gesundheit auch durch Ernährung zu beeinflussen.

Jerome Sarris, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Psychologischen Fakultät der Universität Melbourne, hält die hergebrachte Trennung von Körper und Seele für "lähmend". In einer im Wissenschaftsmagazin "The Lancet (Link: http://www.thelancet.com/) erschienenen Besprechung schreibt er, Ernährung sei für die Psychiatrie genauso wichtig wie für Kardiologie oder Gastroenterologie.

Er sagt schon heute voraus, dass Therapeuten(Link: http://www.ozy.com/fast-forward/the-uber-version-of-therapy/38045) künftig nicht nur nach der Stimmung ihrer Patienten fragen werden, sondern auch nach ihren Schlaf-, Bewegungs- und Essgewohnheiten. Sie könnten Ernährungsumstellung oder Nahrungszusätze verschreiben statt nur Medikamente.

Im besten Fall, so Sarris, bräuchten solche Ansätze mindestens zehn Jahre, um sich in der Praxis durchzusetzen. Da es die nötigen Medikamente schon gibt, wären Geldgeber eher nicht bereit, Nährstoffforschung zu finanzieren, sagt Julia Rucklidge, Professorin für Klinische Psychologie an der Universität Canterbury (Link: http://www.canterbury.ac.nz/) .

Wenig Forschung zu Nahrungsergänzung

Auch Zeitschriften zögerten, entsprechende Studien zu veröffentlichen, im Glauben, das interessiere niemanden. Trotzdem werden heute elf Studien zum Thema Ernährung und psychische Gesundheit vom National Institute for Mental Health(Link: https://www.nimh.nih.gov/index.shtml) oder seinem Ableger für ganzheitliche Medizin finanziert. Und ein Sprecher des "New England Journal of Medicine (Link: http://maint.nejm.org/) " schreibt in einer E-Mail, dass dort "eine Handvoll" Studien zu Nahrungsergänzungsmitteln erschienen seien.

Fürsprecher meinen, die Zeit sei reif für neue Wege in der Behandlung psychischer Krankheiten. Zwar hat die Entwicklung von Medikamenten dazu geführt, dass die Zahl der Todesfälle durch Herzkrankheiten und Krebs (Link: http://www.welt.de/themen/krebs/) stark zurückging. Doch in den USA nehmen sich immer noch jedes Jahr 41.000 Menschen das Leben, in Deutschland sind es rund 10.000. Die Zahl stagniert seit rund 15 Jahren.

"Wieso betrachten wir Medikation weiterhin als anerkannte, gangbare Behandlungsweise für Menschen mit schweren psychischen Krankheiten?" fragt Rucklidge.

Mehr psychisch Kranke wegen des Sitzens?

Wissenschaftler sagen voraus, dass die Zahl psychischer Erkrankungen weiter steigen werde, wenn immer mehr Menschen den sitzenden westlichen Lebensstil mit seiner fett- und zuckerreichen Ernährung annähmen.

Tatsächlich haben immer neue Studien bestätigt, dass ausgewogene Ernährung zur Vorsorge beiträgt. Eine Untersuchung, die 2013 in "BMC Medicine (Link: https://bmcmedicine.biomedcentral.com/) " erschien, kam zum Ergebnis, dass eine modifizierte mediterrane Ernährung das Risiko dafür senkte, drei Jahre später an Depression(Link: http://www.ozy.com/rising-stars/the-scientist-who-chose-love/39536) zu erkranken.

Jetzt wollen die Forscher wissen, ob eine Ernährungsumstellung auch zur Behandlung von Depression eingesetzt werden kann. Dazu dient die kürzlich angelaufene Untersuchung "SMILES", bei der zufällig ausgewählte Teilnehmer ihre Ernährung umstellen und dann mit einer Selbsthilfegruppe verglichen werden.

Folsäure gegen Depression

Auch Nahrungszusätze könnten Linderung bringen. So fand die Forschung einen Zusammenhang von Vitamin-D-Mangel und einem doppelt so hohen Schizophrenierisiko; auch gibt es Hinweise, dass Folsäure als Antidepressivum wirken könnte.

Nährstoffkombinationen, die genauer auf den körperlichen Bedarf zugeschnitten sind, könnten sogar noch besser wirken. In einer Untersuchung an Erwachsenen, die nach dem Erdbeben von Christchurch 2011 an Angst- oder Stresszuständen litten, fand Rucklidge heraus: Bei Probanden, die eine Nährstoffkombination schluckten, gingen die psychischen Symptome stark zurück.

Hinzu kommen Befunde, die auf den Zusammenhang von Darmbakterien und Gehirngesundheit hinweisen; erste Untersuchungen zeigen, dass Probiotika – gute Bakterien – Stimmung und Denkfunktionen heben können.

Freilich gibt es auch Studien, denen zufolge es Teilnehmern, die mit ausgewählten Nährstoffen versorgt wurden, nicht besser ging als anderen, die mit Placebos behandelt wurden (wobei Rucklidge anmerkt, darunter seien auch psychiatrisch unauffällige Patienten gewesen, bei denen also gar keine Besserung eintreten konnte).

Zusammenhang von Ernährung und Psychiatrie

Und obgleich Nährstoffe nur schwache Nebenwirkungen haben, können sie doch bestimmte Risiken bergen. Außerdem braucht gesunde Ernährung Motivation – und psychische Störungen "berauben Menschen ihrer Willenskraft", wie Jeff sagt.

Dennoch hoffen Sarris und Rucklidge, dass die wachsende Zahl von Aufsätzen, Organisationen und Konferenzen, die sich mit dem Zusammengehen von Ernährung und Psychiatrie befassen, dem Thema zu dauerhafter Geltung verhelfen. "Ich bin da zuversichtlich", sagt Rucklidge. "Immer öfter kann ich Leute dazu bringen, zu denken: Vielleicht hat die Irre von der Uni doch recht."

 

Quelle: welt.de

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avatar Giovanni Mària

Autor: Giovanni Mària, International Traffic Manager

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3 Kommentare


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Abgemeldeter Nutzer
am 26.01.16

Nicht schlecht der Artikel!


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Abgemeldeter Nutzer
am 28.01.16

Sehr interessant. Jetzt fehlen nur noch ein paar konkretere Tipps...


avatar
Abgemeldeter Nutzer
am 22.12.19

Hallo,

wirklich hochinteressant das Ganze!!!!!

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