Eierstockkrebs: „Der Arzt sagte mir, ich hätte nur noch 6 Monate zu leben".
Veröffentlicht am 09.09.2021 • Von Aurélien De Biagi
Bei Chantal wurde im Januar 2018 Eierstockkrebs entdeckt. Sie erzählt von ihrem Kampf gegen den Krebs nach einer schwierigen Diagnose.
Entdecken Sie gleich ihre Patientengeschichte!
Hallo Chantal, Sie haben sich bereiterklärt, für Carenity Ihre Geschichte zu erzählen und dafür danken wir Ihnen.
Könnten Sie uns zuerst mehr über sich selbst erzählen?
Ich bin Französin, lebe aber seit 2006 in Florida. Ich war Gymnasiallehrerin und Universitätsdozentin. Ich habe sechs Jahre in Französisch-Guyana verbracht und mich dann in den USA niedergelassen. Ich lebe seit 2019 allein. Mein Mann verließ mich, als ich nach meinem einjährigen Krankenhausaufenthalt im Bergonié zurück nach Florida kam. Meine ganze Familie ist in Frankreich. Ich liebe das Leben in Florida und meine Arbeit als Aushilfslehrerin.
Ich liebe Tiere, ich setze mich für den Tierschutz ein, insbesondere für Seekühe und Schimpansen beim Verein Savethechimps.org in Fort Pierce, Florida.
Wie lange haben Sie schon Eierstockkrebs? Welche Symptome haben Sie alarmiert/veranlasst, einen Arzt aufzusuchen?
Der Eierstockkrebs wurde im Januar 2018 entdeckt. Mein Bauch begann zu wachsen, man hätte denken können, dass ich Drillinge erwarte! Ein Arzt bat darum, diese „Flüssigkeit“ zu entfernen. Da mein Volumen weiterhin zunahm, habe ich hier in Florida auf Anraten meines Hausarztes einen Gastroenterologen aufgesucht und dachte, es sei ein Verdauungsproblem. Nach einer Röntgenaufnahme hat der Arzt mir angekündigt, ganz unverblümt, dass ich noch sechs Monate zu leben hätte und selbst der Verkauf des Hauses nicht die Kosten für die Chemotherapie decken würde. Er konnte mir nicht sagen, welche Krebsart ich hatte.
Ich habe daher beschlossen, mit meinem Mann zurück nach Frankreich zu gehen und dort ins Krankenhaus Bergonié. Schließlich bekam ich einen Namen für dieses „Wasser“ in meinem Bauch: Aszites. Ich wurde sofort von der Onkologin Anne Floquet und dem Chirurgen Dr. Guyon betreut.
Gestaltete sich die Diagnose schwierig? Haben Sie viele Spezialisten aufgesucht?
Ja, denn hier in Florida war niemand in der Lage, mir zu sagen, dass ich an Aszites litt, noch mir einen CA-Wert mit 125 zu geben. Das erste Mal, dass man mir den Aszites entfernte, kam der Befund „negativ“ auf jeglichen bösartigen Tumor!
Ich habe keinen Spezialisten in den USA aufgesucht.
Die einzigen kompetenten und humanen Spezialisten waren im Bergonié.
Wie haben Sie die Diagnose erlebt? Was haben Sie gefühlt?
Sehr schlecht, die Ankündigung kam plötzlich. Ich sollte im Juli sterben (Ankündigung vom 04. Januar). Der Arzt empfahl mir sogar, ein Testament zu Gunsten meines Mannes zu machen, damit er keine Erbschaftssteuer zahlen müsse. Ich hatte keine Informationen zum Krebs, an dem ich litt. Der Arzt blieb zehn Minuten bei meinem Mann und mir … und als wir weinten … warf er eine Schachtel Kleenex auf den Tisch und ist gegangen. Mein Mann holte ihn auf dem Flur ein und fragte ihn, was für eine Krebsart ich hätte. Er hat ihm an den Kopf geworfen, Eierstock, Bauchfell. Seine Sekretärin hat nicht vergessen, uns 150$ in Rechnung zu stellen!
Was habe ich gefühlt? Die Welt brach zusammen, mein Leben und das Leben derer, die ich liebte, mein Mann, mein Sohn, warum sollte ich ihnen kurzfristig meinen Tod aufzwingen? Ich weinte, da ich nicht bereit war, so schnell zu sterben. Mir meinen Tod vorzustellen, ihm so gewaltsam ins Auge zu blicken, war für mich unerträglich angesichts dieses Arztes, der kein Einfühlungsvermögen hatte, kalt und völlig distanziert vom Menschen war und nur an das Geld dachte, das ihm die Chemotherapien einbringen würden.
Wie war die Reaktion Ihres Umfelds, als Sie die Diagnose Ihrer Erkrankung erhielten? Verstehen sie die Erkrankung? Unterstützen sie Sie?
Bestürzung, niemand hat es wirklich geglaubt. Ja, ich wurde unterstützt. Aber ich wollte es nicht jedem sagen … Ich wollte nicht ihr Mitleid. Ich wollte in Frankreich sein, um mehr Ruhe und einen gelasseneren Blick auf den Krebs zu haben und vor allem war ich sicher, kompetente Ärzte zu finden. Der Aszites hat nicht einmal die amerikanischen Ärzte zum Nachdenken gebracht. Sie hatten keine Ahnung, dass ich Krebs hatte. Ich habe im Internet nachgesehen und einen Namen für den Krebs gefunden: Eierstockkrebs.
Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich in Stadium 3.
Was waren/sind Ihre Symptome im Alltag? Was waren die Auswirkungen der Erkrankung auf Ihr Berufs- und Privatleben?
Keine Symptome im Alltag, weshalb die Diagnose für meinen Mann und mich so heftig war. Die Krankheit hatte keine Auswirkungen auf mein Berufsleben.
Was mein Privatleben anbelangt, so hat mein Mann mich nach einem Jahr Behandlung verlassen. Er war während meines Krankenhausaufenthalts da. Er hat seine Arbeit für mich verlassen, zwischen den USA und Frankreich gependelt, er hatte genug und verließ mich. Die Auswirkungen waren für ihn und sein Berufsleben größer. Was unser Privatleben betrifft, so wurde mein Leben als Ehefrau komplett zerstört.
Welchen Behandlungen haben Sie sich unterzogen? Waren sie wirksam? Hatten Sie Nebenwirkungen? Wenn ja, welche?
In Frankreich hat man eine Laparoskopie durchgeführt und dann den Portkatheter eingesetzt. Nach der ersten Chemo lag ich wegen einer Lungenembolie über eine Woche im Koma. Als ich aus dem Koma erwachte, bekam ich erneut Chemo bis zum Mai, das Datum der Operation. Wiederaufnahme der Chemo und im August Probleme wegen Avastin® ... also kam ich wieder ins Krankenhaus.
Die Nebenwirkungen der Chemo waren die folgenden: Haarausfall und große Müdigkeit, sehr große Müdigkeit.
Wie haben Sie die medizinische und/oder psychologische Betreuung beurteilt/erlebt?
Die medizinische Betreuung im Bergonié war super, außer während meines Krankenhausaufenthalts nach der Avastin-Behandlung. Eine Assistenzärztin hielt sich für eine großartige Onkologin und sah nicht, dass ich die Medikamente, die sie mir gab, nicht vertrug, so z.B. Tercian®. Sie entschied, dass ich bipolar, verrückt sei … Sie versäumte nicht, meinen Mann auf dem Laufenden zu halten, der dies nutzte, um mich zu verlassen.
Die psychologische Hilfe war gleich null.
Was hat IMAGYN Ihnen in Ihrem Kampf gegen die Krankheit gebracht? Würden Sie Patienten raten, einer Vereinigung beizutreten? Wenn ja, aus welchem Grund?
Ich erfuhr von IMAGYN (Französische Patientenvereinigung für gynäkologischen Krebs) durch das Internet und ein Buch, das mir Dr. Anne Floquet gab. Meines Wissens ist es der einzige Verein, der Frauen mit Eierstockkrebs hilft. Ich wollte mich in diesem Verein engagieren, weil man immer von Brustkrebs redet, aber Eierstockkrebs vergisst. Wenn man sagt, dass man Eierstockkrebs hat, schauen einen die Menschen mit großen Augen an und fragen: „Wie stellt man das fest?“. Man muss den Frauen erklären, dass Abstriche, etc. Eierstockkrebs nicht erkennen.
Schließlich: Welchen Rat würden Sie Patienten geben, die auch an Krebs leiden?
Ich bin keine Ärztin, aber ich habe ein Buch „6 months left (6 mois à vivre)“ geschrieben, um allen Frauen zu sagen, dass man niemals die Hoffnung aufgeben sollte. Man muss kämpfen und weiter kämpfen mit den Ärzten und dem Pflegepersonal. Man fällt und man fällt oft buchstäblich sowie im übertragenen Sinne, aber man kann wieder aufstehen und nicht am Boden bleiben. Ich habe dieses Buch auch geschrieben, um mich bei Dr. Guyon und dem ganzen Team vom Bergonié zu bedanken. Jeder Tag, an dem man aufsteht, ist ein siegreicher Tag. Ich arbeite wieder, ich habe einen Fallschirmsprung gemacht, ich habe die Buckelwale gesehen. Ich habe Hoffnung, dass ich die Gorillas der Vulkane sehen werde.
Man muss versuchen, Körper und Geist zu beschäftigen. Ich fahre jeden Tag mit dem Fahrrad zu den Krokodilen und die kleinste Blume in meinem Garten, das leichteste Lächeln meiner Schüler erfüllt mich mit Freude. Ich habe gelernt, allein zu leben. Im Kampf habe ich, wie in jedem Krieg, Federn gelassen … einen Ehemann und meinen Hund. Ich habe gelernt, dass alles schnell enden kann, sehr schnell. Selbst wenn es einem Angst einjagt, zu wissen, dass man sich in Remission befindet, müssen wir in die Zukunft schauen.
Eine letzte Sache, die ich in meinem Buch ausgeführt habe: Es müsste ein Statut für die Begleiter im Krankenhaus geben. Wir Kranken werden betreut, aber die Begleiter?
Alle Tantiemen aus dem Buch „6 months left (6 mois à vivre)“ werden an das Bergonié-Institut gespendet.
Herzlichen Dank an Chantal für ihre Patientengeschichte!
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