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Bipolare Störung und die Arbeitswelt: Wie kann man sich verwirklichen?

Veröffentlicht am 12.08.2023 • Von Candice Salomé

Die bipolare Störung wird von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) als eine der zehn am stärksten beeinträchtigenden Erkrankungen eingestuft. Sie beginnt häufig im Jugendalter oder bei jungen Erwachsenen und erfordert eine lebenslange Betreuung. In Deutschland sind schätzungsweise 2 Millionen Menschen an einer bipolaren Störung erkrankt.

Angesichts der krankheitsspezifischen Symptome - extreme Stimmungsschwankungen, die von Depressionen bis hin zu „manischen“ Phasen (Euphorie) reichen können - kann es schwierig sein, einen Arbeitsplatz zu finden und zu behalten.

Aber was sind dann die Schwierigkeiten, denen Patienten mit bipolarer Störung ausgesetzt sind? Wie kann man sich bei der Arbeit entfalten, wenn man an einer bipolaren Störung leidet?

Wir erzählen Ihnen alles in unserem Artikel!

Bipolare Störung und die Arbeitswelt: Wie kann man sich verwirklichen?

Was ist eine bipolare Störung?

Eine bipolare Störung ist eine chronische psychiatrische Erkrankung, die durch wiederkehrende Stimmungsschwankungen gekennzeichnet ist. Bei Menschen mit bipolarer Störung verläuft die Stimmung in der Regel in zwei Phasen, die abwechselnd auftreten: manische oder hypomanische Episoden (Stimmungsaufhellung, Unruhe ...) und depressive Episoden, wobei zwischen den beiden Phasen Remissionsintervalle liegen.

So wird Fröhlichkeit zu übertriebener Euphorie, während Traurigkeit sich in tiefe Depression verwandelt. Die mit diesen Phasen einhergehenden Verhaltensstörungen haben einen tiefgreifenden Einfluss auf das Leben des Betroffenen und können sogar die familiären und beruflichen Beziehungen stark beeinträchtigen.

Die bipolare Störung ist eine Erkrankung, die schwerwiegend sein kann und eine lebenslange Betreuung und Behandlung erfordert.

Warum ist es schwierig, eine bipolare Störung mit einer beruflichen Karriere zu vereinbaren?

In einer von der Depression and Bipolar Support Alliance durchgeführten Umfrage gaben fast 9 von 10 Personen, die von einer bipolaren Störung betroffen waren, an, dass ihre Arbeitsleistung durch die Erkrankung beeinträchtigt wurde. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass sie der Meinung waren, häufiger als nicht Betroffene den Arbeitsplatz oder die Karriere wechseln zu müssen. Ein Großteil der Befragten gab außerdem an, dass sie weniger Verantwortung übernehmen oder weniger befördert werden als ihre Kollegen.

In der Tat ist es für Patienten mit bipolarer Störung nicht immer einfach, sich einen Platz in der Arbeitswelt zu sichern und vor allem, diesen zu behalten. Je nach Art der bipolaren Störung und aufgrund der langen Zyklen, die mit der Erkrankung verbunden sind, kann es kompliziert sein, Stabilität zu bewahren und konstant zu bleiben.

In der manischen Phase kann der Arbeitnehmer unruhig sein, mehr reden als sonst und Dinge sagen, die sein berufliches Umfeld verwirren können. Es ist auch eine Zeit, in der der Arbeitnehmer ein hohes Arbeitspensum bewältigt, kreativer ist etc.

In einer depressiven Phase hingegen kann der Arbeitnehmer abwesend und zurückgezogen wirken und kaum oder gar nicht für Gespräche offen sein. Manchmal ist er nicht mehr in der Lage, aufzustehen, um zur Arbeit zu erscheinen, oder auch nur das Unternehmen über seine Abwesenheit zu informieren. Wiederholte Fehlzeiten können vom Arbeitgeber fälschlicherweise als Mangel an Ernsthaftigkeit und Motivation interpretiert werden. Dies kann letztendlich zu einer Entlassung führen.

Menschen mit einer bipolaren Störung können auch Probleme mit der Konzentration, dem Erinnerungsvermögen, der Beziehung zu anderen Menschen, eine erhöhte Ermüdbarkeit usw. haben.

Wenn die Betroffenen jedoch ihre Behandlung ordnungsgemäß befolgen, kann sich die Erkrankung stabilisieren und eine Eingliederung in den Arbeitsmarkt ist dann durchaus möglich. Menschen mit einer bipolaren Störung können sich sogar am Arbeitsplatz beweisen, sich selbst verwirklichen und sich voll entfalten.

Auf welche Weise können sich Menschen mit bipolarer Störung am Arbeitsplatz verwirklichen?

Stressige Situationen vermeiden 

Stresssituationen sollten für Menschen mit einer bipolaren Störung vermieden werden. Sie müssen lernen, in Ruhe zu arbeiten, was nicht immer einfach ist.

Dennoch scheint beruflicher Stress oft ein schwächender Faktor zu sein, der einen Rückfall der Erkrankung begünstigen kann.

Man muss also lernen, die Warnsignale so früh wie möglich zu erkennen, um das Tempo zu drosseln.

Hier sind einige Tipps, wie um mit Stress am Arbeitsplatz umzugehen:

  • Häufig und regelmäßig Pausen einlegen
  • Entspannungstechniken wie Meditation anwenden
  • Entspannende Musik hören
  • In der Mittagspause einen Spaziergang um den Block machen

Manchmal kann eine Anpassung der beruflichen Situation erforderlich sein. In manchen Fällen kann eine Neueinstufung die beste Option sein.

Der behandelnde Psychiater muss unter Umständen im Interesse des Patienten und in Absprache mit dem Betriebsarzt mit diesem zusammenarbeiten.

Eine Arbeit mit festen, aber flexiblen Arbeitszeiten wählen

Der Schlaf ist ein wichtiger Faktor bei der Bewältigung der Erkrankung. Wenn er schlecht ist, kündigt er häufig einen neuen Anfall an.

Daher ist es wichtig, Jobs mit Nachtschichten oder wechselnden Arbeitszeiten zu vermeiden. Sogenannte „klassische“ Arbeitszeiten werden einen guten Schlaf ermöglichen.  

Flexible Arbeitszeiten ermöglichen es zudem, weniger stressige Arbeitszeiten zu wählen. Beispielsweise ist es für Menschen mit einer bipolaren Störung ein guter Kompromiss, früh morgens anzufangen, bevor die Kollegen kommen, oder einen Teil der Woche von zu Hause aus zu arbeiten.

Bei der Arbeit organisiert sein 

Wenn man organisiert und gründlich ist, kann man einen Großteil des Stresses, der mit der Stelle verbunden sein könnte, entfernen.

Hier sind einige Tipps:

  • Erstellen Sie Listen mit den Aufgaben, die Sie täglich zu erledigen haben, und haken Sie die Punkte ab, wenn sie erledigt sind
  • Teilen Sie wichtige Projekte in mehrere kleine Aufgaben auf und konzentrieren Sie sich jeweils auf eine Aufgabe
  • Nutzen Sie Ihren elektronischen Kalender, um sich Erinnerungen an anstehende Aufgaben und deren Deadlines zu setzen

Das sollten Sie sich merken!

Als Patient mit einer bipolaren Störung haben Sie die Möglichkeit, beim zuständigen Amt eine Behinderung anerkennen zu lassen. Sie haben das Recht, Ihren Arbeitgeber über Ihren Status zu informieren, der seinerseits verpflichtet ist, zu versuchen, mögliche Anpassungen zu finden, wenn dies erforderlich ist.


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