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Wer nicht widerspricht, wird Organspender
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Freddy
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Freddy
Zuletzt aktiv am 24.11.24 um 23:15
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Wer nicht widerspricht, wird Organspender
Denkbar knapp war das Abstimmungsergebnis im niederländischen Senat. 38 Ja- und 36 Nein-Stimmen. Damit tritt ab 2020 in den Niederlanden ein neues Organspende-Gesetz in Kraft.
So spannend war eine Gesetzesabstimmung nur selten. Eigentlich sollte die Abstimmung um 14 Uhr schon vorbei sein, doch da war man noch mitten in der Diskussion.
Die Fakten sind nicht wegzureden. Es fehlt an Organ-Spendern in den Niederlanden. 1.100 Patienten stehen derzeit auf der Warteliste. 150 Patienten sterben jedes Jahr, weil das Spenderorgan zu spät kommt. 100 müssen jährlich von den Wartelisten genommen werden, weil sich ihr Gesundheitszustand so verschlechtert, dass eine Transplantation für sie nicht mehr in Frage kommt.
Tom Oostrom, Präsident der niederländischen Nierenstiftung und gleichzeitig Präsident des Dachverbands der Gesundheitsorganisationen begrüßt das neue Gesetz: "Heute sind 60 Prozent nicht registriert. Außerdem muss ein Arzt im schwierigsten Moment überhaupt mit den Angehörigen die Diskussion führen, ob der Verstorbene Organspender sein kann. Da sagen die meisten nein."
Wer sich nicht entscheidet, wird künftig automatisch als Spender registriert
Darum kämpfte Pia Dijkstra, Abgeordnete der linksliberalen D66 für eine Gesetzesänderung. Sie wollte aus der derzeitigen Zustimmungsregelung eine Widerspruchsregelung machen: Nach dem neuen Gesetz sollen alle Bürger gefragt werden, ob sie Organe nach ihrem Tod spenden wollen oder nicht. Wer sich nicht entscheidet, wird automatisch als Spender registriert. Doch man behält die Möglichkeit im Register zu wählen zwischen: Ich stimme zu, ich stimme nicht zu, meine Hinterblieben beschließen oder eine andere Person.
38 Ja- und 36-Nein-Stimmen: ein knappes Ergebnis. Trotzdem ist Pia Dijkstra erleichtert: "Wenn wir knapp verloren hätten, dann hätte man doch auch nur gesagt, wir haben verloren. Ich kann mich einfühlen in die Menschen, die dagegen sind. Darum ist es wichtig, dass wir gut informieren. Jeder kann seine Entscheidung jederzeit ändern."
Die Gegner argumentierten mit Artikel 11 des Grundgesetzes, der die Unantastbarkeit des Körpers und das Selbstbestimmungsrecht festlegt. Sie sind nicht grundsätzlich gegen mehr Organspenden, aber gegen das neue Gesetz. "Es geht ums Prinzip. Die Organentnahme ist eine so persönlich Angelegenheit, dass jeder einzelne sich ganz bewusst dafür entscheiden sollte", sagt Roel Kuper von der ChristenUnie.
Europäischer Vergleich
Auf eine Million Niederländer kommen derzeit nur 14,7 Spender. Das geht aus einer Statistik des Europarates hervor. Sie bezieht sich auf Spender, denen 2016 mindestens ein Organ zur Spende entnommen wurde. Die Studie zeigt auch, dass Länder, in denen eine Widerspruchslösung gilt, ganz vorne auf der Liste stehen: Spanien führt mit 43,5 Spendern. Laut der Studie ist Deutschland das Schlusslicht mit 10,4 Spendern auf eine Million Einwohner.
In Deutschland gilt die sogenannte Entscheidungslösung: Die Krankenkassen informieren ihre Kunden darüber, wie man Organspender wird und warum das so wichtig ist. Jeder kann dann selbst entscheiden, ob er Organspender sein möchte. Faktisch entspricht das einer Zustimmungsregelung.
Die Deutsche Stiftung für Organtransplantation teilt auf Anfrage schriftlich mit: "Wir sind keinesfalls gegen eine Widerspruchslösung. Aber wir glauben auch nicht, dass sie das alleinige Allheilmittel ist. Die Widerspruchslösung ist Ausdruck einer Kultur der Organspende, im Sinne von mehr Selbstverständlichkeit und Wertschätzung, die wir uns natürlich für die Organspende hier in Deutschland wünschen. Aber zunächst sehen wir die Hebel für eine Verbesserung eher in den Abläufen und Rahmenbedingungen für den Organspende-Prozess selbst."
Die Niederländische Entscheidung wird nun auch die Diskussion in Deutschland wieder anschieben. Immer lauter werden auch dort die Stimmen, die eine Gesetzänderung wollen.
zdf.de