Antikörper-Gehirnentzündung oft nicht erkannt
Veröffentlicht am 20.06.2017 • Von Giovanni Mària
Antikörper-Gehirnentzündung oft nicht erkannt
Kribbeln und Würgereiz beim Zähneputzen, Gänsehaut ohne Frieren, seltsame Déjà-vu-Erlebnisse: Das sind merkwürdige Symptome, deren Ursache eine Antikörper-Enzephalitis (Gehirnentzündung) sein kann. Diese Autoimmunerkrankung kann unterschiedlichste neurologische und psychiatrische Erkrankungen imitieren, neben epileptischen Anfällen zum Beispiel auch Psychosen oder gar Demenz. Darum werden die Patienten oft mit Epilepsie, Burnout oder Alzheimer fehldiagnostiziert.
Immer wieder neue Antikörper entdeckt
In den vergangenen Jahren wurden ständig neue Antikörper entdeckt, die auf eine Antikörper-Enzephalitis hinweisen. Experten mahnen aber, dass nicht alle Mediziner die aktuellen Forschungen kennen. Hellhörig werden sollte man, wenn zuvor völlig gesunde Patienten plötzlich unter merkwürdigen Beschwerden leiden, epileptische Anfälle haben oder die Erkrankung in Schüben verläuft - und auch, wenn andere Autoimmunerkrankungen vorliegen wie eine autoimmune Schilddrüsenerkrankung oder Typ-1-Diabetes. Dann könnte eine autoimmune Hirnentzündung wie beispielsweise eine LGi1-Antikörper-Enzephalitis dahinterstecken. Dabei legen diese Antikörper die Informationsübertragung zwischen Nerven lahm. Aufgrund der so gestörten Synapsen kommt es zu seltsamen Verhaltensänderungen.
Blutwäsche soll Antikörper zerstören
Ist die Erkrankung erkannt, muss die Behandlung sofort beginnen: Eine Blutwäsche (Plasmapherese) soll die Antikörper im Gehirn zerstören. Zusätzlich werden die Antikörper produzierenden Zellen mit einer Immunsuppression vernichtet. Sind zu Beginn der Immuntherapie schon Nervenzellschäden entstanden, sind diese nicht rückgängig zu machen. Zum Beispiel kann das Erinnerungsvermögen unwiderruflich geschädigt sein. Deshalb ist es wichtig, die Erkrankung so schnell wie möglich zu erkennen und zu behandeln.
ndr.de