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60 % der chronisch kranken Patienten fühlen sich allein: 5 Lösungen zur Unterstützung der Patienten und ihrer Familien

Veröffentlicht am 26.02.2019 • Von Giovanni Mària

Im Januar 2019 durchgeführte Studie mit 1531 Carenity-Mitgliedern in Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und den Vereinigten Staaten.

Eine chronische Krankheit oder die Betreuung eines Patienten führt häufig zur Isolation und Vereinsamung. Mit Carenity soll diese Einsamkeit überwunden werden, deshalb wollten wir Ihnen die Gelegenheit geben, sich zu äußern: Wie wirkt sich eine chronische Krankheit auf die Vereinsamung des Patienten oder seines Betreuers aus? Wie können wir uns weniger isoliert fühlen? Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um mehr Gehör zu finden und besser verstanden zu werden? Hier sind Ihre Antworten.

60 % der chronisch kranken Patienten fühlen sich allein: 5 Lösungen zur Unterstützung der Patienten und ihrer Familien

Isolation
60 % der Patienten fühlen sich angesichts ihrer Krankheit und infolge von mangelndem Verständnis allein

60 % der Patienten gaben in unserer Umfrage an, sich einsam oder "sehr" einsam zu fühlen. Eine chronische Erkrankung stellt eine starke Belastung für den Lebensalltag der Patienten dar. Gegenüber Menschen, die Ihre Leiden nicht teilen, ist es schwierig zu erklären, wie Sie sich fühlen, vor allem auch deshalb, weil die Behandlungen Sie einschränken können und Sie beispielsweise daran hindern, abends in einem Restaurant zu essen oder mit der Familie spazieren zu gehen.

Viele Mitglieder haben uns über die starke Erschöpfung berichtet, die ihre Energie und damit ihre Geselligkeit beeinträchtigt, und auch über die Schmerzen, die sie lähmen: 54 % der Patienten glauben, sie würden sich weniger einsam fühlen, wenn sie nicht so erschöpft wären, und 53 % würden sich weniger einsam fühlen, wenn ihre Krankheit nicht so schmerzhaft wäre. Die Symptome ihrer Krankheit können sie somit körperlich daran hindern, das Haus zu verlassen und sie tatsächlich isolieren. Einige Mitglieder hatten auch Angst, auszugehen, falls „ich einen Schub habe und damit nicht klarkomme”, wodurch sich ihre Isolation verstärkte.

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Über diese Behinderungen hinaus beklagen sich die Patienten vor allem über das mangelnde Verständnis, das ihnen insbesondere dann entgegen gebracht wird, wenn die Krankheit nicht äußerlich erkennbar ist. Außenstehende verstehen die Schwere ihrer Krankheit nicht: „Diese Krankheit ist „unsichtbar“, und Sie kämpfen allein gegen die Schmerzen, während die Leute um Sie herum nur den Eindruck haben, dass Sie ständig klagen und sich hineinsteigern“. Viele Patienten besprechen das Thema nicht mit ihren Angehörigen oder trauen sich dies nicht mehr, weil sie Angst davor haben, noch weiter isoliert zu werden: „Meine Familie und Freunde kennen die Schwere der Krankheit nicht. Ich versuche, meine Familie nicht mit diesem Thema zu belästigen“, so ein Patient. Es ist eine tägliche Herausforderung, Ihre Erkrankung den Leuten um Sie herum zu erklären, und nach einer Weile kann dies die Patienten dazu bringen, sich selbst zu isolieren.                                              

45 % der Patienten verschwiegen ihre Krankheit sogar vor ihren Mitmenschen, um sie nicht zu beunruhigen, um nicht bemitleidet zu werden, um eine Arbeitsstelle oder das Sorgerecht für die Kinder zu bekommen, aber auch deshalb, wie ein Patient es zusammenfasste, weil „ich angesichts von Ignoranz, Missverständnis und abweisenden Haltungen erschöpft bin“.

Angehörige der Patienten
Angehörige der Patienten fühlen sich mehr isoliert als die Patienten selbst: 60 % der Patienten und 63,2 % der Angehörigen fühlen sich allein

Während sich 60 % der Patienten einsam fühlen, gaben nicht weniger als 63,2 % der befragten Angehörigen an, sich „sehr“ einsam zu fühlen.

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In Großbritannien ist diese Diskrepanz zwischen Patienten und ihren Angehörigen sogar noch größer: Während sich 68 % der Patienten allein fühlen, trifft das bei den Angehörigen sogar auf 80 % zu. Wird die Befindlichkeit der Patienten von den medizinischen Fachkräften mehr berücksichtigt als die Befindlichkeit ihrer Betreuer? Diese müssen auch für ein ruhiges und kontrolliertes Umfeld sorgen, um den Patienten, dem Sie helfen, nicht zu stören: „Ich fühle mich meiner Frau nahe. Wir gehören zusammen. Aber angesichts des Ausmaßes der Krankheit, die sie ihrer Mobilität beraubt, fühle ich mich allein, weil ich alles regeln muss, ohne die geistige Verfassung meiner Frau zu stören, die Ruhe und Ausgeglichenheit braucht“, erklärt ein Mitglied.

Familienmitglieder verzichten häufig auf ihre eigenen Aktivitäten, um den Patienten zu betreuen. Sie treffen weniger Freunde und werden manchmal missverstanden, obwohl es für 80 % der Betreuer niemals darum ging, die Krankheit ihrer Angehörigen zu verschweigen. Die schlimmste Zurückweisung bleibt vielleicht die Zurückweisung durch den betreuten Patienten selbst: „Ihre Zuneigung für mich hat sich aufgrund ihres Kampfes mit der Krankheit erheblich verringert“, so ein Befragter.

Lebensalltag
Der Lebensalltag der Patienten und ihrer Betreuer wird durch die Krankheit beeinträchtigt

Nur bei 14 % der Patienten und 20 % der Angehörigen hat sich die Häufigkeit ihrer sportlichen Aktivitäten, Ausflüge in die Stadt oder Besuche von Restaurants nicht verringert. Bei der überwiegenden Mehrheit unserer Mitglieder wurde der Lebensalltag durch die Krankheit unmittelbar beeinflusst: 67 % der Patienten trieben weniger häufig Sport, 59 % gingen seltener auswärts essen, und 57 % machten seltener Ausflüge.

Von den Angehörigen gingen 53 % weniger häufig in Restaurants, und 52 % unternahmen seltener Ausflüge. Einige Krankheiten können eine bestimmte Ernährungsweise erfordern, Erschöpfung verursachen und Behandlungen benötigen, die allzu große Einschränkungen bedeuten, um weiterhin außerhäuslichen Aktivitäten nachzugehen. Der Rückgang der genannten Aktivitäten hat erhebliche Auswirkungen auf die Patienten und ihre Betreuer: Er führt zur Isolation der Betreffenden, die dann weniger Atempausen abseits der Krankheit haben.

Fast alle befragten Patienten und Angehörigen erlebten, dass die Krankheit ihren Lebensalltag beeinflusste: 98 % der Patienten denken, dass ihr soziales Leben durch die Erkrankung beeinträchtigt wurde, und 96 % der Angehörigen sahen einen Einfluss auf ihr Familienleben. Sogar das Berufsleben unserer Umfrageteilnehmer war bei 81 % der Patienten und 77 % der Angehörigen beeinträchtigt. Für die Patienten und ihre Angehörigen ist es schwierig, eine Krankheit zu ignorieren, die alle Aspekte des Lebensalltags beherrscht. Ein Mitglied sagte: „Ich habe Schwierigkeiten, das Haus zu verlassen. Es ist sehr frustrierend, mit der eingeschränkten Mobilität fertigzuwerden”.

Familie
Die Familie - ein Bollwerk gegen die Einsamkeit der Patienten und ihrer Angehörigen

Obwohl das Gefühl der Einsamkeit von vielen geteilt wird, haben unsere Mitglieder Lösungen gefunden, um sich davor zu schützen. Trotz der Schwierigkeit, die Krankheit zu erklären, sehen 40 % der Patienten in ihrer Familie immer noch eine Hilfe, um sich weniger allein zu fühlen, aber sie spüren auch den Druck, „für meine Familie stark zu sein”. Für 31 % von ihnen sind auch Freunde eine wichtige Hilfe, sogar virtuelle Freunde, denn 31 % glauben, dass sie mit Carenity die Einsamkeit bekämpfen können. Ein engmaschiges soziales Umfeld ist für die Patienten deshalb unerlässlich, damit sie sich unterstützt und verstanden fühlen. Darüber hinaus wäre die Einbeziehung von mehr Angehörigen in die Betreuung für 38 % der Befragten eine Lösung, um sich weniger allein zu fühlen.

Auf der Betreuerseite ist es Carenity, das ihnen hilft, sich weniger allein zu fühlen (31 %). Als Nächstes kommen Familie (29 %) und Freunde (28 %). Foren (26 %) und Patientenverbände (20 %) sind ebenso beliebte Lösungen für Betreuer, die mehr über die Krankheit ihres Angehörigen erfahren und ihr tägliches Leben verbessern möchten.

Arzten und medizinischen Fachkräften
Die mehrdeutige Rolle von Ärzten und medizinischen Fachkräften

Die Beziehung zwischen den Patienten und ihren Ärzten ist nicht immer harmonisch. 27 % der Patienten fühlen sich ihrem Arzt verbunden und denken, dass sie sich durch ihn weniger allein fühlen. 39 % aller unserer Befragten sind der Ansicht, dass die medizinischen Fachkräfte ihren Schwierigkeiten Beachtung schenken. In Spanien ist es sogar die Mehrheit, die den Ärzten vertraut. Dort sind 52 % der Patienten und Angehörigen der Meinung, dass sich ihr behandelnder Arzt gut um sie kümmert.

Im Gegensatz zu diesem ermutigenden Ergebnis beträgt dieser Anteil in Großbritannien nur 28 %. Angesichts des Zeitmangels ihres Arztes während der Sprechstunden und dessen potenziellen Mangels an Mitgefühl trauen sich viele Patienten und deren Betreuer nicht, das Thema ihrer Einsamkeit anzusprechen. „Das Gesundheitssystem nimmt mich nicht ernst”, klagte ein Patient. „Es gibt nur wenige medizinische Antworten auf Schmerzen”, sagt ein anderer. „Kein Arzt hat sich die Zeit genommen, mir zuzuhören”, fügt ein weiteres Mitglied hinzu.

>> 70 % der Patienten lügen ihren Arzt an. Finden Sie heraus, warum

Für 37 % der Carenity-Mitglieder wären längere und regelmäßigere Arzttermine eine gute Möglichkeit, sich weniger allein zu fühlen. In Großbritannien ist die Mehrzahl der Mitglieder (56 %) der Meinung, dass dies notwendig wäre. Ohne die wichtige Rolle des Arztes in Frage zu stellen, scheinen unsere Mitglieder ein harmonischeres und humaneres Vertrauensverhältnis zu befürworten.

Lösungen
Kurz und knapp: 5 Lösungen, um besser verstanden und unterstützt zu werden

Zum Thema Isolation haben uns unsere Mitglieder, sowohl Angehörige als auch Patienten, Anregungen gegeben, wie ihr Lebensalltag verbessert werden könnte. Hier sind die fünf Lösungen, die genannt wurden:

1: Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit für die unterschiedlichen chronischen Krankheiten: Dies würde dabei helfen, Ignoranz und Leichtfertigkeit seitens Außenstehender zu vermeiden (51 %).

2: Nutzung psychologischer Unterstützung, um Empfindungen als Patient oder Familienmitglied ausdrücken zu können (39 %)

3: Einbeziehung von Familienmitgliedern in die Betreuung, um die Belastung durch die chronische Krankheit zu verteilen und Patienten und Betreuer zu unterstützen (38 %)

4: Längere und regelmäßigere Arzttermine, so dass der Arzt angesichts der Krankheit eine echte Unterstützung ist (37 %)

5: Mehr Informationen über Diskussionsgruppen und Verbände: 72 % der Patienten und ihre Angehörigen hatten keinen Zugang zu solchen Informationen (36 %)

Wir sind unsererseits stolz darauf, dass Carenity 66 % von ihnen dabei hilft, sich weniger allein zu fühlen. Wir werden uns weiterhin bemühen, Ihnen dabei zu helfen, Unterstützung und nützliche Informationen zu finden.

 

Und Sie: Fühlen Sie sich isoliert?
Welche Lösungen haben Sie für sich gefunden?

 

Carenity

avatar Giovanni Mària

Autor: Giovanni Mària, International Traffic Manager

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28 Kommentare


bastlerdirigent
am 19.07.19

@Jenny1 das stimmt. Als akuter Notfall kommt man stehenden Fußes in eine Klinik. Allerdings in die Klinik, in deren Zuständigkeit man wohnt. Als akuter Notfall bleibst du Max.4-6 Wochen. Das reicht für einen Patienten mit diagnostizierter PTBS hinten und vorne nicht. Danach ist Berufbildungswerk, Tagesgruppe o.ä.angesagt. Wobei der eigene Therapeut sowie der Therapeut aus der Klinik außen vor bleibt- aus abrechnungstechnischen Gründen. Das heißt für einen Menschen, der traumatisiert ist, innerhalb von etwa 6 Wochen 3 Therapeuten, zu denen Vertrauen gefasst werden muss, soll die Therapie von Erfolg gekrönt sein.

Es bedeutet auch, sich innerhalb kürzester Zeit auf andere Therapieansätze einlassen. Dabei ist es so grundlegend wichtig, dass Patienten, die psychisch krank sind, eine Vertrauensbasis aufbauen können. Ohne dieser Vertrauensbasis  wird eine Therapie nicht effizient Erfolg bringen.


Karin66
am 20.07.19

Ich kann mich dem, was Jenny1 geschrieben hat, nur voll und ganz anschließen. Und wenn man als Notfall in die Klinik kommt und zuvor eben nicht schon in therapeutischer Behandlung war, wird es leider nach dem (sowieso meistens immer noch viel zu kurzen) Klinikaufenthalt noch schwieriger für den Patienten. Denn dann muss man sich auch noch auf die langwierige Suche nach einem Psychotherapeuten begeben, bei der zusätzlich kostbare Zeit verloren geht. Denn bekanntermaßen haben alle Therapeuten eine lange Warteliste - bis hier endlich ein Platz frei wird können zuweilen Monate vergehen, in denen man keinerlei Behandlung bekommt.


Annatoula
am 31.07.19

Hallo Karin es tut mir so leid mit deinen Kindern. Hast du es schon mal über die Malteser versucht ? Die sind in der Trauma Therapie recht gut aufgestellt. Unser Sohn isst sehr schlecht und am liebsten Fleisch. Er ist sehr dünn und wir mussten uns in der 1 Klasse immer anhören der er nicht gesund isst. Er frühstückt von mir selbst gebackenen Kuchen in Bio Qualität. Ständig hieß es geben Sie Vollkornbrot und Obst mit. Nur isst er das nicht. Das nervt mich so sehr! Aber deine Geschichte Haut mich um ! Sorry ! Aber ein Kind krank machen?? Geht gar nicht! Ich drück dich fest Annatoula Ps : ich hoffe deinen Kindern wird geholfen. Es tut mir so leid!

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