Diabetes: Diskriminierung, Berufsleben, Gesundheitssystem - was denken Patienten wirklich?
Veröffentlicht am 11.11.2018 • Aktualisiert am 04.12.2020 • Von Louise Bollecker
Welche Themen sollten vom Gesetzgeber angegangen werden? Was sollten all diejenigen wissen, die nicht unter Diabetes leiden? Was sollte sich in Deutschland ändern? Im Rahmen des Weltdiabetestages am 14. November beschäftigen wir uns mit unterschiedlichen Fragen rund um die Erkrankung und haben dazu einige Patientenstimmen eingefangen und ältere Diskussionen aufgegriffen.
Diabetes, eine “unsichtbare” Krankheit, der nicht immer Rücksicht entgegengebracht wird
Wie bei vielen Krankheiten, die äußerlich nicht erkennbar sind, haben es Patienten mit Diabetes manchmal schwer, von anderen Mitmenschen verstanden zu werden. So äußert sich @Binchen zum Beispiel: Auch in der Gesellschaft sind Menschen mit chronischen Erkrankungen nach wie vor nicht wirklich gut angesehen [...] Gerade bei Diabetikern besteht ein großes Wissensdefizit, Frustration über Ärzte die keine Zeit haben und keine sinnvollen Schulungen mehr durchführen und den Patienten idR völlig alleine lassen.
Diskriminierung im Straßenverkehr
Mit Diabetes hinterm Steuer, das ist doch gefährlich! Ein Vorurteil, mit dem sich viele Diabetiker auseinandersetzen müssen. Die Gemeinschaft @Andrea hat daher 5 Tipps zum Autofahren mit Diabetes zusammengefasst.
Berufliche Diskriminierung
Letztes Jahr wurden anlässlich des @Verena seien viele Kollegen "intolerant" und würden nicht verstehen, warum Menschen mit Diabetes auch einmal zwischendurch etwas essen müssen.
Auch kann sich @Verena: Bei mir spielt Stress durchaus eine Rolle und auch schlichtweg Zeitmangel, der teils die gesunde Ernährung erschwert. Wenn man keine Mittagspause oder nur eine kurze machen kann, fällt es schwerer, dem Schokoautomaten zu widerstehen.
Ein oft unbefriedigendes Verhältnis zwischen Ärzten und Patienten
Patienten mit Diabetes fühlen sich oft nicht ausreichend von Ärzten beraten und werden nicht genügend über Folge- und Begleiterscheinungen informiert:
@Binchen: 10 Minuten Beratung im Quartal, davon habe ich als Patient nicht und bin mir in der Therapie idR völlig selbst überlassen.
Ein Mitglied aus der französischen Community weist kritisch auf die nicht vorhandene Abstimmung von Krankenhausrezepten und Ernährungsempfehlungen bei Diabetes hin. Während die Ärzte raten, Vollkornbrot statt Weißbrot zu essen und Sport zu treiben, werden Diabetikern im Krankenhaus 20-Gramm-Weißbrot und Nudeln serviert...
Geräte, die verbessert werden können
Auch das Thema Zuckermessgeräte gibt Anlass zur Diskussion: ungleiche Kostenübernahme, abweichende Genauigkeit und Nutzen, ...
@gary911: Ich habe die Freestyle-Sensoren seit 21 Monaten benutzt und sie sind großartig. Die einzigen Probleme sind, dass sie sich leicht lösen und die Genauigkeit nicht immer sehr gut ist.
@Freddy: Ich bekomme mein Meßgerät vom Diabetologen, muß die Lanzetten und Teststreifen aber aus eigener Tasche bezahlen. Nehme nur Tabletten und spritze kein Insulin. Von daher wird die Kasse die neueren Hilfsmittel erst recht nicht bezahlen.
Desillusionierte Patienten
Manche Mitglieder bedauern, dass es bei allem um Geld und Gewinn geht. Für sie behindern die Labors, ja sogar der Staat, die Umsetzung neuer Behandlungsmethoden.
@Rounddancer: Das Blutzucker-Meßgerät kriegen die Ärzte und Diabetesberater von der Industrie nachgeschmissen, dann jedes Gerät nimmt nur die eigenen Teststäbchen, und die sind es, an denen die Industrie dann verdient. Das Kodak-Prinzip halt. Aber die Kasse zahlt natürlich nur das, was unbedingt nötig ist. Das ist mit den Sensoren, die mit ner Mini-Nadel in der Haut stecken, auch so. Und darum wird ja auch aktiv verhindert, daß Testmethoden publik werden, die weder Stäbchen, noch Sensoren brauchen, und weder die Fingerkuppen durch die eledige Pikserer taub machen, noch, wie die Sensoren, immer wieder abfallen.
Mangelnde Aufklärung und ungleiche Behandlung?
Einige Mitglieder sind ferner der Ansicht, dass Diabetiker nicht genügend geschult würden. @Verena: Ich bin der Meinung, dass generell nicht genügend über Diabetes informiert wird. In der Vorbeugung passiert meiner Ansicht nach nicht viel. So könnten zahlreiche Folgeschäden, insbesondere Amputationen, vermieden werden, wenn auf Prävention mehr Wert gelegt würde. Manche Mitglieder vertreten sogar die Auffassung, dass es bei der Behandlung von Diabetikern in Deutschland eine Zweiklassenmedizin gebe. Wer das Geld habe, könne sich eine gute Versorgung leisten, wer nicht, der nicht.
Wer möchte an der Debatte teilnehmen?
Was liegt euch zum Thema Umgang mit Diabetes auf dem Herzen?
Carenity