Die neuen Seuchen
Veröffentlicht am 22.11.2017 • Von Giovanni Mària
Die neuen Seuchen
Übertragbare Krankheiten sind längst noch nicht besiegt. Im Gegenteil: Sie könnten in Zukunft wieder zunehmen. Schuld an dieser Entwicklung ist auch menschliche Unvernunft.
Im Sommer 1981 wurde ein Mitarbeiter der amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC stutzig. Aus Los Angeles waren gleich fünf Anfragen für ein seltenes Medikament eingetroffen - gedacht für die Behandlung einer ungewöhnlichen Form von Lungenentzündung. Noch seltsamer war, dass alle fünf Erkrankten junge, bis dahin gesunde Männer waren. Was war mit ihnen los? Mit dieser Frage begann die Erforschung einer Krankheit, die später Aids genannt werden sollte - und sich zur verheerendsten Infektionskrankheit der vergangenen Jahrzehnte entwickelte. Spätestens als das HI-Virus seinen Siegeszug um die Welt vollzog, war klar, dass all jene unrecht hatten, die Infektionskrankheiten in der medizinisch hochgerüsteten Welt für nahezu besiegt hielten.
HIV blieb kein Einzelfall. Regelmäßig tauchten seitdem Erreger auf, die zuvor unbekannt gewesen waren. Zu ihnen gehören das Sars- und das Mers-Virus, die beide schwere Lungenerkrankungen auslösen können. Immer wieder zeigt sich zudem, dass alte Erreger mit neuer Kraft zuschlagen oder eine Entwicklung nehmen können, mit der niemand gerechnet hatte. Das Zikavirus galt als harmlos, bis im Jahr 2015 plötzlich infizierte Schwangere Babys mit zu kleinen Köpfen und unterentwickelten Gehirnen zur Welt brachten.
Mittlerweile glaubt kaum mehr ein Experte, dass Infektionskrankheiten schnell aus der Biosphäre verschwinden werden. Zum einen sind die Mikroben so wandelbar, dass sie sich immer wieder an neue Gegebenheiten anpassen können. Zum anderen hat auch der Mensch seine Lebensgewohnheiten in den vergangenen Jahrzehnten enorm verändert und hilft dabei, Erreger über weite Strecken zu verbreiten. In unserer globalisierten Welt können Mikroben von nahezu jedem Ort der Welt innerhalb kurzer Zeit an fast jeden anderen Ort gelangen. Dieses Schreckensszenario wurde Realität, als das Sars-Virus aus einem Hotel in Hongkong binnen Stunden in drei Länder eingeschleppt wurde, von wo aus es sich rasch in anderen Staaten verbreitete.
Auch nach Deutschland werden im ständigen Strom von Reisenden und Waren immer wieder neue Krankheiten importiert, sagt Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München auf dem Gesundheitsforum der Süddeutschen Zeitung. So wurden 2016 etwa tausend Fälle von Denguefieber registriert, einer Krankheit, die in schweren Fällen zu inneren Blutungen führen kann.
sueddeutsche.de
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