Ein Leberhormon ist schuld, wenn ihr mit den Pralinen nicht aufhören könnt...
Veröffentlicht am 28.12.2015 • Von Giovanni Mària
Süßer Heißhunger: Warum es nie bei einem Stück bleibt
Die Weihnachtsfeiertage hinterlassen oft ihre Spuren in Form eines Festtagsbäuchleins. Kein Wunder, bei den vielen Keksen, Vanillekipferl und Schokoladenschirmchen, die wir verdrückt haben. Aber warum können viele von uns nach einem Stück nicht einfach aufhören? Zwei Forscherteams aus Dänemark und den USA haben – unabhängig voneinander – ein Hormon aus der Leber entdeckt, das das Verlangen nach Süßem regeln soll.
Das Leberhormon FGF21 (Fibroblast Growth Factor 21), das nach einem hohen Konsum von Kohlehydraten produziert wird, soll den Wissenschaftern zufolge über den Blutkreislauf ins Gehirn gelangen. Dort wird schließlich ein Signal ausgelöst, das das Verlangen nach weiteren Kohlehydraten – also auch Zucker – senken soll.
Mäuse mit Vorliebe für süßes Futter
Für eine der Studien verabreichten die Forscher rund um Stephanie von Holstein-Rathlou einigen Mäusen eine zusätzliche Dosis des Hormons und stellten sowohl normales als auch stark zuckerhaltiges Futter zur Verfügung. Jene Tiere mit normalem FGF21-Spiegel fraßen dabei die siebenfache Menge an Zucker, als jene mit hoher Hormonkonzentration.
In einem zweiten Versuch wurde bei einem Teil der Mäuse das Gen für die körpereigene FGF21-Produktion ganz abgeschaltet. Beim anderen Teil der Tiere wurde die Hormonproduktion um das 500-Fache hochgefahren. Auch hier zeigte sich ein sehr ähnliches Ergebnis: Die Mäuse ohne FGF21 konsumierten besonders viel von der zuckerhaltigen Nahrung, die Tiere mit stark erhöhtem Hormonspiegel wiederum verzichteten fast gänzlich auf das gezuckerte Futter.
Erstes zuckerspezifisches Hormon
Für Co-Autor Matthew Potthoff von der University of Iowa ist dieser Fund sensationell: Es sei das erste bekannte Hormon, das nicht nur Appetit und Sättigung reguliert, sondern auch das Verlangen nach einem einzelnen Makronährstoff (z.B. Kohlenhydrate, Eiweiße, Fett).
Dass FGF21 die Insulinempfindlichkeit des Körpers erhöhen kann, sei schon länger bekannt. Das neuentdeckte Wissen soll in Zukunft Menschen helfen können, denen das Gefühl dafür fehlt, wann sie genügend Zucker zu sich genommen haben - und wann es zu viel ist. Vor allem Diabetikern soll das Hormon gezielt helfen können, ihren Zuckerkonsum zu reduzieren.
Wann und ob FGF21 jedoch am Menschen angewendet werden könne, ist zu diesem Zeitpunkt noch unklar – weitere Studien sind dazu notwendig. Zudem soll auch untersucht werden, ob das Unterdrücken des Appetits auf Süßes nicht etwa die Entstehung von Depressionen begünstigt – schließlich wirken Schokolade, Kekse und Co. stimmungsaufhellend.
Quelle: netdoktor.at
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