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Frauengesundheit: Was sind die "unbekannten" Nebenwirkungen der Antibabypille?

Veröffentlicht am 04.06.2021 • Von Courtney Johnson

Seit ihrer Zulassung 1961 in Deutschland wird die Pille als eine der „besten“ Lösungen für Frauen präsentiert, um die Kontrolle über ihre Fortpflanzungsfähigkeit zu übernehmen. Neben ihrer Eigenschaft, vor einer Schwangerschaft zu schützen, können orale Kontrazeptiva auch helfen, Hautprobleme wie Akne unter Kontrolle zu bringen und starke Perioden sowie Menstruationskrämpfe zu regulieren, aber es gibt auch eine Reihe von Nebenwirkungen, über die weniger gesprochen wird.

Wie funktioniert die Antibabypille? Welche Langzeitnebenwirkungen gibt es bei oralen Kontrazeptiva?

Wir sagen Ihnen alles in unserem Artikel!

Frauengesundheit: Was sind die

Wie funktioniert die Antibabypille?

Die Antibabypille ist ein orales Verhütungsmittel, das verhindert, dass Spermien mit einer Eizelle in Kontakt kommen und diese befruchten. Sie enthält Hormone (Progesteron und Östrogen bei einer Kombinationspille oder nur Progesteron bei der „Mikrogestagen-Pille“), die den Eisprung verhindern, so dass während des Menstruationszyklus keine Eizelle von den Eierstöcken produziert wird. Diese Hormone verdicken auch den Schleim im Gebärmutterhals und wirken so als zusätzliche Barriere, um zu verhindern, dass Spermien die Eizelle erreichen.

In der Regel besteht ein Zyklus der Antibabypille aus 21 Hormonpillen, die einmal täglich eingenommen werden, gefolgt von 7 Tagen Pause oder Placebos (ohne Wirkung), während denen die Frau ihre Periode hat. Mit den Jahren wurden verschiedene Zusammensetzungen entwickelt, einige enthalten nur 4 Placebos für einen kürzeren Zeitraum, andere enthalten gar keine, was ermöglicht, die Menstruation komplett ausfallen zu lassen.

Was sind die Vorteile der Antibabypille?

Es gibt viele Vorteile von oralen Kontrazeptiva, von denen der offensichtlichste ihre Wirksamkeit ist. Bei korrekter Einnahme ist die Antibabypille zu 99% wirksam bei der Verhinderung einer Schwangerschaft.

Die Pille hat auch eine Reihe an positiven Nebenwirkungen: Kombinations- und reine Gestagenpillen regulieren die Menstruation, vermindern die Intensität von Krämpfen und Blutungen und verringern das Risiko einer Eileiterschwangerschaft (eine Schwangerschaft, bei der sich das befruchtete Ei außerhalb der Gebärmutter einnistet). Es wurde auch herausgefunden, dass sie Folgendes verhindert oder reduziert:

  • Akne
  • Prämenstruelles Syndrom (PMS)
  • Zysten an den Brüsten oder Eierstöcken
  • Schwere Infektionen der Eierstöcke, der Eileiter oder des Uterus
  • Gebärmutterschleimhaut- oder Eierstockkrebs
  • Ausdünnung der Knochen
  • Eisenmangel (Anämie)

Orale Kontrazeptiva können auch ein nützliches Hilfsmittel für das Timing einer Schwangerschaft sein, da diese eintreten kann, sobald diese abgesetzt werden.

Schließlich ist einer der meistgenannten Vorteile der Antibabypille ihre Einfachheit: Die Pille ist klein und leicht transportierbar und mit nur einer täglichen Dosis ist man den ganzen Tag geschützt.

Was sind die kurzfristigen Nebenwirkungen von oralen Kontrazeptiva?

In den ersten Monaten der Einnahme der Antibabypille kann die Patientin einige vorübergehende Symptome verspüren, während sich der Körper an das Gestagen und/oder das künstliche Östrogen gewöhnt. Das häufigste Symptom ist eine leichte Blutung zwischen den Regeln, die sogenannte Zwischenblutung. Dies kommt am häufigsten bei Frauen vor, die eine Mini-Pille einnehmen, kann aber auch passieren, wenn eine Dosis vergessen wird. Zwischenblutungen hören in der Regel von selbst auf, wenn sie jedoch andauern und von weiteren Nebenwirkungen begleitet werden, sollte der Arzt informiert werden.

Die Antibabypille kann ebenfalls Übelkeit und ein Spannen in der Brust verursachen, was durch die Einnahme der Pille zur Schlafenszeit verringert werden kann.

Weitere kurzzeitige Nebenwirkungen können sein:

  • Kopfschmerzen
  • Gewichtszunahme
  • Stimmungsschwankungen

Was sind die Langzeitnebenwirkungen der Antibabypille?

Während die Vorteile der oralen Kontrazeptiva weithin bekannt sind, werden die möglichen Langzeitwirkungen seltener erwähnt. Für die meisten Frauen führt die Einnahme eines Verhütungsmittels über einen längeren Zeitraum zu keinen nennenswerten gesundheitlichen Problemen, aber es gibt eine Reihe möglicher Risiken, die auf lange Sicht auftreten können.

Krebs

Natürlich weibliche Sexualhormone (Progesteron und Östrogen) können das Risiko bestimmter Krebsarten beeinflussen. In ähnlicher Weise können hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille das Risiko einer Frau, bestimmte Krebsarten zu entwickeln, erhöhen oder verringern.

Dem National Cancer Institute zufolge können hormonelle Verhütungsmittel das Risiko folgender Krebsarten erhöhen:

  • Brustkrebs: Es wurde festgestellt, dass das Brustkrebsrisiko bei Personen, die die Antibabypille verwenden, etwas höher ist als bei Personen, die sie nie eingenommen haben.
  • Gebärmutterhalskrebs: Die Einnahme der Pille für mehr als fünf Jahre wurde mit einem höheren Risiko für Gebärmutterhalskrebs in Verbindung gebracht, auch wenn die meisten Arten von Gebärmutterhalskrebs durch das humane Papillomavirus (HPV) verursacht werden.

Kardiovaskuläre Probleme

Antibabypillen, insbesondere Kombinationspillen, können das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Probleme wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Blutgerinnsel erhöhen. Bei manchen Frauen kann die Antibabypille auch den Blutdruck erhöhen. Bei Frauen über 35 kann die dauerhafte Einnahme das Risiko für Thrombosen (Blutgerinnsel) erhöhen, insbesondere bei Frauen mit bestehenden Herzproblemen oder Diabetes.

Bei unkontrolliertem Bluthochdruck oder einer familiären Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen, um über andere Verhütungsmethoden informiert zu werden.

Gallenblasenerkrankungen und Gallensteine

Die Gallenblase ist ein kleines, beutelartiges Organ, das sich direkt unterhalb der Leber befindet. Ihre Rolle besteht darin, die von der Leber produzierte Galle zu speichern, die dann von der Gallenblase in den Darm sekretiert wird, um die Verdauung von Fett und die Vitaminaufnahme zu unterstützen.

Die Antibabypille wird schon lange von der Forschung als Risikofaktor für Gallenblasenerkrankungen und Cholelithiasis (Gallensteine) angesehen. Gallensteine entstehen, wenn sich Gallensäuren zu steinartigen Strukturen verfestigen und zu Übelkeit, Schmerzen und Entzündungen führen.

Hormonelle Antibabypillen können auch die Schilddrüsenfunktion beeinflussen, die wiederum eine Rolle bei der Qualität der Gallenblase spielt.

Niedriger Testosteronspiegel

Wir alle haben eine bestimmte Menge an Testosteron, einem männlichen Hormon, im Körper. Orale Kontrazeptiva können bei langfristiger Einnahme diesen natürlichen Testosteronspiegel senken, da sie von der Leber verstoffwechselt werden. Wenn die Leber die oralen Kontrazeptiva verarbeitet, produziert sie ein Protein, das Sexualhormon-bindendes Globulin (SBHG) genannt wird und wie ein Schwamm wirkt, das Testosteron anzieht und aus dem Blutkreislauf herausholt und so das „freie Testosteron“ reduziert.

Während ein Abfall des Testosteronspiegels positive Auswirkungen auf die Haut haben kann (Verringerung der Akne, etc.), kann er sich auch negativ auf die psychische Gesundheit auswirken, was zu Symptomen wie einem Abfall der Stimmung und der Libido führen kann.

Dies kann durch die Verwendung nicht-hormoneller Verhütungsmittel vermieden werden.

Ernährungsbedingte Mängel

Die langfristige Einnahme der Antibabypille kann zu einer Verringerung von Vitamin C, aber auch von anderen lebenswichtigen Vitaminen wie B12, B6 und Folsäure sowie von Mineralien wie Zink, Selen und Magnesium führen. Niedrige Werte dieser Vitamine können sich stark auf die Stimmung auswirken, zu Müdigkeit sowie zu anderen Symptomen, vor allem zu Kopfschmerzen, führen.

Morbus Crohn

Orale Kontrazeptiva können überraschenderweise auch das Risiko für ein Reizdarmsyndrom (IBD) erhöhen, insbesondere Morbus Crohn. Die künstlichen Hormone in Antibabypillen können eine Veränderung der Darmflora auslösen und eine negative Auswirkung auf die Durchlässigkeit des Darms haben, was beides zu Morbus Crohn führen kann.

Stimmung und psychische Gesundheit

Hormone spielen eine entscheidende Rolle für unsere Stimmung und Emotionen. Veränderungen des Hormonspiegels durch die Einnahme von oralen Kontrazeptiva können sich auf die Stimmung und die psychische Gesundheit einer Person auswirken.

Forschungen der letzten Jahre, vor allem eine Studie aus dem Jahre 2016, an der mehr als eine Million Frauen in Dänemark teilgenommen haben, haben einen möglichen Zusammenhang zwischen hormonbasierten Verhütungsmitteln und Depressionen festgestellt. Ähnliches fanden Voruntersuchungen heraus, die von Wissenschaftlern auf der Jahrestagung der Radiological Society of North America 2019 vorgestellt wurden und besagen, dass Frauen, die die Antibabypille einnehmen, ein kleineres Volumen des Hypothalamus haben, des Teils des Gehirns, der Hormone produziert und notwendige Körperfunktionen reguliert, vor allem Schlafzyklus, Appetit, Libido und Herzfrequenz. Die Reduktion des Volumens des Hypothalamus zeigte auch eine starke Korrelation mit Symptomen einer Depression.

Es müssen noch weitere Forschungen durchgeführt werden, um die Auswirkungen der hormonellen Empfängnisverhütung auf das Gehirn und die psychische Gesundheit feststellen zu können, aber die bisher durchgeführten Untersuchungen sind aufschlussreich.

Fazit

Orale Kontrazeptiva sind seit ihrer Markteinführung für Millionen von Frauen die erste Wahl zur Empfängnisverhütung, vor allem aufgrund ihrer Einfachheit und der vielfältigen gesundheitlichen Vorteile. Trotz dieser Vorteile können sie eine Reihe von schwerwiegenden Nebenwirkungen verursachen, die für die Gesundheit gefährlich sein können, wenn sie unbehandelt bleiben.

Falls Sie eines der oben beschriebenen Symptome feststellen, sollten Sie unbedingt Ihren Arzt darüber informieren. Es existieren viele Formen der Empfängnisverhütung und Ihr Arzt sollte mit Ihnen zusammen die Option finden, die am besten zu Ihrem Lebensstil und Ihren Bedürfnissen passt.


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3 Kommentare


Manuela56 • Botschafter-Mitglied
am 05.06.21

Hallo und guten Tag. Ich hatte von Anfang an Probleme mit meiner Periode. Krämpfe im Unterleib, Übelkeit und Erbrechen. Und starke Blutungen, so dass auch oft die Kleidung verschmutzt wurde. Damals gab es ja noch diese Menstruationshosen, wo man die Binde , an der 2 Bändchen waren, an der Hose befestigen konnte. Es war jeden Monat ein Horror für mich. Ich musste in die Schule gehen, wegen so was bleibt man nicht zu Hause, das ist halt so, das muss man aushalten, wurde mir immer gesagt.

Nach meiner Ausbildung zur Bürogehilfin wurde ich in einem anderen Arbeitsbereich eingesetzt. Da bekam eine Arbeitskollegin mit, wie ich mich auf der Toilette übergeben musste und fragte, was los ist. Ich habe ihr dann von meinen Problemen erzählt, und sie empfahl mir einen Frauenarzt, zu dem ich mal gehen sollte. Ich war noch nie bei einem Frauenarzt, habe aber dann doch einen Termin ausgemacht .Ich hatte aber auch Angst, weil ich nicht wußte, was da nun passiert. Er verschrieb mir die Pille. Da ich schon 18 Jahre alt und volljährig war, brauchten die Eltern nicht mehr unterschreiben.

Nach 2 Monaten Einnahme waren die Krämpfe und alle anderen Symptome verschwunden, die Blutungen waren nicht mehr so stark .Ich habe auch keine Nebenwirkungen gehabt, wie Migräne oder Gewichtszunahme. 


Karin66
am 09.06.21

@Manuela56‍ 

Hallo Manuela,

diese Probleme mit meiner extrem starken Menstruation habe ich leider immer noch - obwohl meine "biologische Uhr" in Sachen Fortpflanzung mittlerweile schon längst "abgelaufen" ist und ich mich auch ganz bewusst gegen Kinder entschieden habe. Und da ich auch schon seit langem keinen Partner (mehr) habe, habe ich auch in jungen Jahren die Pille frühzeitig abgesetzt. Denn es war ja kein Bedarf mehr zur Verhütung da. 

Während der Einnahme war es auch bei mir besser, das muss ich zugeben. Allerdings dürfte ich nun erst gar keine Hormone mehr nehmen, denn ich habe seit einigen Jahren eine Blutgerinnungsstörung, die nach zwei doppelseitigen Lungenembolien diagnostiziert wurde. Und eine Operation kommt für mich zumindest im Moment auch noch nicht infrage - daher muss ich leider mit der ganzen Palette der weiblichen "Hormonvielfalt" leben...

Viele Grüße

Karin


Jenny1
am 11.06.21

Danke für den Artikel

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