Werden chronisch Kranke durch die Pandemie zurückgelassen?
Veröffentlicht am 23.12.2020 • Von Gilda Teissier
Seit Beginn dieser Pandemie befragt Carenity seine Mitglieder über die Auswirkungen von COVID-19 auf ihren Alltag. In einer Zeit, in der die Aufmerksamkeit von Behörden und medizinischem Personal auf die Betreuung von Menschen mit COVID-19 ausgerichtet ist, wollte Carenity anhand zweier Umfragen die Auswirkungen dieser Gesundheitskrise auf chronische Patienten und deren Pflegekräfte verstehen.
Wie erleben und managen Patienten ihre chronischen Erkrankungen während dieser COVID-19-Pandemie? Die Antworten aus unserer internationalen Patientenumfrage finden Sie hier.
COVID-19 ist ein schweres akutes respiratorisches Syndrom, das seit seinem Auftreten in China im Dezember 2019 die Weltbevölkerung alarmiert und jedes Land zu extremen Maßnahmen veranlasst hat, um seine Bevölkerung so gut wie möglich zu schützen. Um die Krankheit einzudämmen, wurden in vielen Ländern ab März 2020 Lockdowns durch- und Social Distancing eingeführt, die zu einer Änderung unseres täglichen Lebens, reduzierten körperlichen Aktivitäten, Unterbrechungen der medizinischen Versorgung, etc. führten.
Um einen besseren Einblick zu erhalten, wie chronische Patienten diese Pandemie bewältigt haben, führte Carenity eine zweiteilige Studie durch. Die erste fand vom 19. März bis 20. April 2020 mit insgesamt 7.458 Befragten statt und die zweite vom 03. Juni bis 21. September 2020 mit 3.876 Befragten.
Ziel dieser Umfragen war es, die bevorzugten Informationsquellen der Patienten zu COVID-19 und ihre Bedürfnisse in Bezug auf Beratung und Unterstützung zu verstehen. Carenity interessierte sich des Weiteren dafür, Veränderungen beim Zugang zu Pflege und Behandlung sowie die langfristigen Auswirkungen dieser Pandemie auf chronische Patienten zu beobachten.
Die 5 häufigsten Erkrankungen von Menschen, die an diesen Studien teilnahmen:
Asthma I Multiple Sklerosis I Diabetes Typ 2 I COPD I Bluthochdruck
Nur 3% aller Befragten wurden auf COVID-19 getestet
In Bezug auf deren Zugang zu medizinischer Versorgung und Behandlungen sagten die Patienten:
49% sahen seit Beginn der Epidemie einen Einfluss auf die Häufigkeit der Arztbesuche
25% der Befragten gaben an, dass es schwieriger war, einen verfügbaren Arzt oder medizinische Beratung zu finden
46% der Befragten gaben an, dass Operationen und ärztliche Beratungen abgesagt oder verschoben wurden
1 Patient von 10 gaben an, dass es schwieriger war, ihre Behandlung in der Apotheke zu finden
18% der Patienten in Langzeitbehandlung veränderten die Häufigkeit der Medikamenteneinnahme währen dem Zeitraum des ersten Teils der Studie, aber ab dem Zeitpunkt der zweiten Welle, berichteten 21%, dass sie ihre Behandlung verändert haben. Ebenfalls stoppten während der ersten Studie 10% der Patienten ihre Behandlung vollständig oder teilweise, während bei der zweiten Studie 40% anmerkten, dass sie ihre Behandlung abgebrochen hätten, entweder vorübergehend oder dauerhaft.
„Mein Arzt sagte mir, dass ich es als Prävention tun sollte, denn meine Behandlung würde mich bei COVID-19 einem Risiko aussetzen“, sagt ein Patient
Obwohl sich der Zugang zu medizinischem Fachpersonal zwischen den beiden Wellen verbesserte, blieb es für einige Patienten schwierig, Zugang zu einer Beratung zu haben, auch wenn viele von ihnen eine Telekonsultation ausprobierten.
Fast 25% der chronisch Erkrankten benutzten Telemedizin und 83% waren zufrieden damit
63% von denen, die es ausprobiert haben, sind bereit es wieder zu verwenden
Wenn es um den Zugang zu Informationen und die Einhaltung der Empfehlungen der Gesundheitsbehörden sowie der Regierung geht, wurde herausgefunden, dass obwohl sich der Zugang zu Masken und Desinfektionsmittel während der zweiten Welle im Vergleich zu ersten besserte, sich eine Verschlechterung im Laufe der Zeit beim Befolgen der Empfehlungen der Behörden einstellte.
Das Wichtigste für Patienten mit chronischen Erkrankungen war es, in dieser Zeit an Informationen über die Risiken im Zusammenhang zu ihrer spezifischen Krankheit zu kommen und an die Schritte zu gelangen, die sie bezüglich ihrer Behandlung und Prävention unternehmen sollten.
42% der Patienten waren mit den spezifischen Informationen zufrieden, die sie bezüglich COVID-19 und ihrer Erkrankung erhielten
40% hatten nicht einmal Zugang zu spezifischen Informationen
Gleichzeitig wurde festgestellt, dass zwischen dem Vertrauen der Befragten in Informationsquellen und die Art und Weise, wie sie sie benutzen, eine große Lücke besteht.
Fernsehen, wird beispielsweise von 64% der Befragten benutzt, während nur 24% den dort bereitgestellten Informationen trauen
COVID-19 brachte nicht nur Probleme mit dem Zugang zur Behandlung oder führte zu Veränderungen der Gewohnheiten, es hatte ebenso einen großen psychologischen Einfluss. In diesen Studien wurden ebenfalls diese Konsequenzen analysiert.
Es wurde herausgefunden, dass die Pandemie eine starke Auswirkung auf den Stress und die soziale Isolation der Patienten hatte, die mit der Zeit immer weiter zunahm. Die Befragten bewerteten ihren Stress im Durchschnitt mit 6,5 von 10 und ihre Isolation im Durchschnitt mit 5,9 von 10 seit dem Beginn der Epidemie.
59% der Patienten fühlen sich in Gefahr, da sie eine chronische Erkrankung haben
32% machen sich Sorgen um ihre Angehörigen, was den Stresslevel ebenfalls beeinflusst
Gleichwohl gaben in Bezug auf soziale Aktivitäten 54% der Patienten an, dass sie wieder öffentliche Plätze besuchen und 75% hatten erneut Kontakt zu Familie und Freunden. Dies kann langfristig dazu beitragen, die psychologischen Folgen eines Lockdowns zu vermindern.
Reflektieren die Ergebnisse dieser Umfrage auch Ihr Gefühl? Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns!
Quellen:
- What is the impact of COVID-19 on chronic patients? - First Wave. Carenity.
- What is the impact of COVID-19 on chronic patients? - Second Wave. Carenity.
- Effect of COVID-19 lockdown on patients with chronic diseases. US National Library of Medicine.
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