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Wie bereitet man sich so auf eine OP vor, dass man hinterher nicht total k.o. ist?

Veröffentlicht am 20.01.2016 • Von Giovanni Mària

Wie bereitet man sich so auf eine OP vor, dass man hinterher nicht total k.o. ist?

Prehabilitation: Fit vor der OP

Große Operationen schlauchen den Körper und schwächen die Muskeln. Prehabilitation soll das verhindern. Bei dem Ansatz trainieren Kranke schon vor dem Eingriff Beweglichkeit und Kraft.

Eine letzte Wiederholung. Zum 15. Mal steigt Margrit Weichel auf die Plastikstufe. Erst das linke Bein, hochdrücken, dann das rechte Bein nachsetzen. Einen Augenblick verweilt sie vor dem Spiegel. Sporttherapeutin Daniela Oestreich nickt zufrieden. Und wie ist es? "Ich fühle mich im linken Knie wieder etwas beweglicher", sagt Weichel. Vier Wochen lang trainiert die 70-Jährige im Gesundheitszentrum der Asklepios Klinik St. Georg. Jede Woche zwei Stunden an den Geräten, 30 Minuten im Therapiebecken. Dazu gibt es Übungen für zu Hause.

All das dient der Vorbereitung - nicht auf ein Sportabzeichen im Alter, sondern auf eine schwere Operation. Die Seniorin braucht ein künstliches Kniegelenk. "Das Training vor dem Eingriff soll die Beweglichkeit der Patientin verbessern und ihr Muskulatur stärken", erklärt Roel van der Most, Fachbereichsleiter der Orthopädie in der Hamburger Klinik. "So soll sie nach der Operation schnell wieder fit werden und weniger Schmerzen haben."

Der Ansatz nennt sich Prehabilitation. Wie gut sie bei Hüft- und Knieoperationen tatsächlich hilft, untersucht in den nächsten Monaten eine Studie an 18 Knie- und 47 Hüftpatienten plus Kontrollgruppe. Eine Pilotstudie mit 19 Patienten war im vergangenen Jahr so vielversprechend verlaufen, dass man sich für eine genauere Untersuchung entschieden hatte.

Lange Schonphasen waren gestern

Dass dosierte und gezielte Bewegung die Heilungsprozesse des Körpers unterstützen kann, vertreten inzwischen viele Mediziner. "Lange galt Schonung nach einer Operation als oberste Maxime", erklärt der Arzt Wilhelm Bloch von der Deutschen Sporthochschule. "Heute werden die Patienten gleich am ersten Tag wieder in Bewegung gebracht. Das stärkt den Kreislauf und unterstützt die Heilung." Die Prehabilitation ist daher in seinen Augen eine konsequente Weiterentwicklung.

In seiner Abteilung für molekulare und zelluläre Sportmedizin hat auch Bloch einige Studien zur Prehabilitation durchgeführt. Nicht für Knie- oder Hüftpatienten, sondern für Menschen mit einer Krebserkrankung. Sie können sich mit Kraft- und Ausdauertraining etwa auf eine Chemotherapie und größere Eingriffe vorbereiten. "Die aktiven Patienten verkraften die Nebenwirkungen besser", sagt Bloch. "Ihr Körper verliert weniger an Substanz und sie leiden nicht so häufig an Müdigkeit oder Erschöpfung." Kleinere Untersuchungen deuten außerdem daraufhin, dass fitte Patienten mehr Abwehrzellen für die natürliche Tumorbekämpfung besitzen. Gezeigt wurden die positiven Effekte der Bewegung bereits für Brust-, Darm- und Prostatakrebs sowie Leukämie.

Aktiv werden und nicht nur warten

Margrit Weichel gefällt ihr Trainingsprogramm: "Ich muss nicht zu Hause sitzen und sorgenvoll auf den Eingriff warten, sondern werde selbst aktiv." Die Knieschmerzen begannen bei ihr vor zweieinhalb Jahren. Ein Operation kam für sie lange nicht infrage, obwohl ein Orthopäde ihr diese empfohlen hatte. Stattdessen ging Weichel zur Physiotherapie und triebSport. Die Bewegung brachte Linderung. "Erst im letzten halben Jahr wurde es so schlimm, dass auch mir eine Operation alternativlos erschien", so Weichel. An manchen Tagen kam die Rentnerin kaum noch 50 Schritte weit, brauchte zum Einschlafen starke Schmerzmittel. An Ausflüge mit der Familie war nicht mehr zu denken.

"Ein neues Knie ist keine "Muss"-Operation, sondern ein "Kann"-Eingriff", sagt van der Most. "An einer Arthrose, die meist Ursache ist, stirbt man nicht." Wenn aber die Patienten ein großes Stück Lebensqualität durch die Schmerzen und die Bewegungseinschränkung verlieren, sei der Eingriff eine gute Option.

Die Aussicht auf die Rückkehr in ein aktives Leben motiviert Weichel. Zu den Terminen in der Klinik kommt sie überpünktlich, zu Hause trainiert sie täglich. Mit Erfolg: Die Schmerzen werden weniger, auch das Treppensteigen und Gehen klappt etwas besser.

Positive Tendenz, aber kein wissenschaftlicher Beweis

Ähnliche Rückmeldung gab es auch von den 19 Patienten der Pilotstudie. "Natürlich bauen die Patienten in den vier Wochen kaum ein großes Maß an Muskelmasse auf", erklärt die betreuende Sporttherapeutin Daniela Oestreich. "Aber wir können die Schonhaltung der Patienten korrigieren und so die Aktivität und Beweglichkeit etwas verbessern." Das gebe manchem Patienten neues Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und sorge für einen Motivationsschub. Das Training in der Gruppe liefert außerdem Kontakte zu anderen Betroffenen.

Ob diese positiven Ansätze wirklich helfen, Patienten mit neuen Hüft- und Kniegelenken schneller und besser wieder auf die Beine zu bringen, ist noch unklar. "Es braucht noch mehr Untersuchungen mit größeren Patientengruppen, um eine belastbare Evidenz für die Prehabilitation zu schaffen", sagt Bloch. Bisher gibt es nur wenige Studien aus den Niederlanden und Skandinavien, mit eher kleinen Gruppen und kaum vergleichbaren Ergebnissen.

 

Bei Margrit Weichel verläuft der Eingriff gut. Am ersten Tag kann die Hamburgerin schon aufstehen und ein paar Meter auf dem Krankenhausflur gehen. Wenn auch die Rehabilitation gut verläuft, wird sie in ein paar Wochen wieder spazierengehen können.

Quelle: spiegel.de

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Autor: Giovanni Mària, International Traffic Manager

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2 Kommentare


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Abgemeldeter Nutzer
am 28.01.16

Sag' ich doch: Mehr Sport muss man machen OP hin oder her.


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Abgemeldeter Nutzer
am 28.01.16

Wichtig finde ich vor allem auch, dass die Leute dann beschäftigt sind und darüber vielleicht etwas ihre Angst vergessen.

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