COVID-19-Impfung: "Ich würde mich jederzeit wieder dafür entscheiden."
Veröffentlicht am 24.02.2021 • Von Bianca Jung
Biggi1964, Mitglied der deutschsprachigen Carenity-Community, spricht mit uns über ihre erfolgte Impfung gegen COVID-19. Wieso wurde sie jetzt schon geimpft und wie liefen die beiden Impfungen ab?
Erfahren Sie alles darüber in ihrer Patientengeschichte!
Hallo Biggi1964, erst einmal vielen Dank, dass Sie sich dazu bereit erklärt haben, uns an Ihrer Erfahrung teilhaben zu lassen.
Könnten Sie uns zuerst mehr über sich erzählen?
Ich bin 56 Jahre alt und wurde mit einer Hüftdyslasie geboren (eine angeborene Fehlbildung der Hüftgelenkpfanne). Bis 2013 hatte ich nur leichte Probleme und konnte meinen Beruf als Krankenschwester vollständig ausüben. 2013 hatte ich massive Probleme und konnte nicht mehr gehen, ein Gelenkersatz ist in meinen Fall nicht möglich. Nachdem ich ein Jahr nicht arbeiten konnte, habe ich mich als Rollstuhlfahrerin zurück in meinen Beruf gekämpft. Ich arbeite Vollzeit in einer großen Klinik im administrativen Bereich, wo ich trotz meiner Einschränkungen sehr viele Patientenkontakte habe.
Wieso wurden Sie jetzt schon geimpft?
Da mein pflegerischer Bereich zur höchsten Risikogruppe gehört, wurde ich geimpft.
Arbeiten Sie mit COVID-Patienten?
Auf meiner Station hatten wir Kontakt zu mehreren COVID-Patienten, die aufgenommen worden sind. Während einer sechstägigen Quarantänezeit zeigten sich beim ersten bzw. beim zweiten PCR-Test positive Ergebnisse, sodass die Patienten in einen speziellen Isolierungsbereich kamen bzw. auf die Intensivstation, da der Gesundheitszustand sich stark verschlechterte. Bei allen Patienten handelt es sich um Menschen zwischen 80 und 94 Jahren. 4 Patienten haben wir verloren.
Welchen Impfstoff haben Sie erhalten?
Ich habe den Biontech Impfstoff erhalten.
Wie lief die 1. Impfung ab? Und wie lief die 2. Impfung ab?
Die Impfung wurde in einem speziellen Bereich der Klinik verabreicht. Es wurde eine Impfstraße aufgebaut. Die Registrierung für die Impfung erfolgte auf freiwillige Basis kurz vor Weihnachten. Jeder Mitarbeiter konnte sich, je nach Kategorie seines Arbeitsfeldes, in eine Liste im PC eintragen und die Liste wurde durch ein spezielles Team in eine Prioritätenliste eingetragen.
Zwei Tage vor der Impfung bekamen wir Bescheid, dass wir am Impftag die erforderlichen ausgefüllten Unterlagen und den Impfpass mit zur Impfung bringen sollen. In der Impfstraße wurde alles kontrolliert. Wir mussten uns ausweisen, die Einverständniserklärung der Impfung, eine Selbstauskunft über eventuelle bestehende Erkrankungen und der Impfpass wurden gecheckt. Man hatte die Möglichkeit mit einem Arzt zu sprechen. Dann wurde der Impfstoff verabreicht und wir wurden in einen Ruheraum begleitet, wo wir von ärztlichen und pflegerischen Kollegen betreut wurden. Nach 30 Minuten durften wir den Raum verlassen und mussten uns beim Auschecken registrieren.
Die zweite Impfung erfolgte ähnlich, jedoch verkürzt, da ja bereits die Erklärungen vorlagen. Auch dieses Mal blieben wir 30 Minuten unter Aufsicht.
Alles war sehr gut organisiert. Deshalb möchte ich ein grosses Lob an meine Kollegen aussprechen.
Bei der zweiten Impfung hatten wir jedoch das Problem mit der Wetterlage und wir wussten nicht ob der Transporter mit den Impfstoffen durch kommt. Es kam zu heftigen Schneefällen und der Impfstoff wurde erst am Nachmittag geliefert.
Hatten Sie nach der 1. oder 2. Impfung Nebenwirkungen?
Ich persönlich hatte bis auf ein leichtes Druckgefühl an der Einstichstelle bei der ersten Impfung keine Nebenwirkungen.
Meine Kollegen hatten bei der zweiten Impfung jedoch grippale Symptome und Schmerzen an der Einstichstelle. Es handelt sich dabei eher um jüngere und männliche Kollegen.
In meinen Augen ist es besser, kurz mit den Nebenwirkungen zu leben, als an COVID zu erkranken und vielleicht dabei zu versterben, wie unsere Patienten. Dieses ist allen sehr nahe gegangen und hat uns sehr betroffen gemacht.
Hatten Sie Angst davor, an COVID-19 zu erkranken bzw. haben Sie jetzt weniger Angst?
Ja, ich muss zugeben, ich hatte Angst an COVID zu erkranken, da ich ja die Krankheitsverläufe auf meiner Station hautnah erlebt habe. Nun fühle ich mich geschützter, wobei ich immer noch alle Schutzmaßnahmen einhalte. Da ich niemand bin, der sehr ängstlich ist, konnte ich von Anfang an sehr gut mit allem umgehen.
Was möchten Sie Menschen sagen, die einer Impfung eher skeptisch gegenüberstehen oder gar dagegen sind?
Bitte wägen Sie gut anhand ihrer Lebenssituation ab, ob Sie sich impfen lassen möchten. Jeder sollte die Entscheidung für sich selbst treffen. Ich würde mich jederzeit wieder dafür entscheiden.
Was möchten Sie abschließend den Carenity-Mitgliedern sagen, die dieses Interview lesen?
Da wir ja in absehbarer Zeit wieder ein einigermaßen normales Leben führen möchten, sollte sich jeder genau überlegen, was er dazu beitragen kann und möchte. Passt auf euch auf und bleibt gesund.
War diese Patientengeschichte hilfreich für Sie?
Gerne können Sie Ihre Gedanken und Fragen in den untenstehenden Kommentaren mitteilen!
Alles Gute!
Kommentare
Sie werden auch mögen
Emotionales Trauma: Wie kann man sich davon erholen und resilienter werden?
23.09.2023 • 5 Kommentare