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Diabetes und Gehörverlust nach einer schweren Sepsis

Veröffentlicht am 08.12.2016

In diesem Interview stellen wir euch Rosile vor. Sie lebt in München und ist seit 16 Jahren Diabetikerin.

Diabetes und Gehörverlust nach einer schweren Sepsis

1 - Hallo! Könnten Sie sich bitte in zwei bis drei Sätzen vorstellen (Alter, Wohnort, Beruf, Familienstand…)?
Ich bin Rosile, stamme aus München, bin 74 Jahre alt, mein Beruf war einmal. Seit 12 Jahren bin ich Witwe.

diabetes-sepsis-organversagen

2 - An welchem Diabetes-Typ sind Sie erkrankt und seit wann?
Diabetikerin bin ich seit nunmehr 16 Jahren und eigentlich kein Typ, da ich weder einen angeborenen noch einen erworbenen Diabetes habe.

3 - Könnten Sie uns dies näher erklären, bitte? Wie kam es zu Ihrem Diabetes?
Ich habe durch eine Sepsis mit sechsfachem Organversagen mein Gehör verloren und Diabetes bekommen. Bin CI-Patientin, d. h. ich habe ein Cochlea-Implantat. Ich höre nur, wenn ich die dazugehörigen Geräte anhabe. Wenn es viel Wind oder Regen gibt oder sich viel Menschen um mich herum befinden oder ich beim Schwimmen bin, kann ich den Prozessor nicht verwenden. Ich gehöre dann einfach nicht dazu.

4 - Wie wird Ihr Diabetes behandelt?
Mit NovoRapid 3x14 und Lantus 25.

5 - Fühlen Sie sich durch Ihre Erkrankung in Ihrer Lebensqualität eingeschränkt? Worauf achten Sie besonders?
Ich komme damit gut zurecht, zumal ich eine totale Ernährungsumstellung gemacht habe. Vor 1 Jahr habe ich noch  3x 25 und 1x 30 für die Nacht gespritzt.

6 - Wie haben Sie Ihre Ernährung umgestellt?
Eigentlich habe ich immer mit gutem Appetit gegessen. Viel Fleisch, viel Brot, viel Fett. Wenig Gemüse und viel Süßes.

Seit meiner Umstellung ernähre ich mich nach der Paläodiät, d. h. ich esse viel Gemüse, daneben Fleisch, Fisch, Obst und Nüsse. Dazu trinke ich viel Wasser und auch meinen geliebten Kaffee. Die Paläodiät orientiert sich an der Ernährung der Steinzeitmenschen. Ich darf auch Kokosmilch und Dinkelbrot zu mir nehmen, aber kein Weizenmehl. Mein Frühstück besteht aus Gemüse mit zwei Eiern. Meist esse ich auch eine schöne Hühnersuppe. Ich richte mich da nach einem Buch, das ich mir zu dem Thema gekauft habe.

Das Schöne dabei ist, dass ich in einem Jahr 17 kg abgenommen und dabei meinen Zucker in den Griff bekommen habe. Meine Ärztin hat das sofort in die Behandlung von anderen Patienten mit aufgenommen. (Hin und wieder sündige ich aber auch.)

7 - Was dürfen wir Ihnen für die Zukunft wünschen?
Was ich mir wünschen würde? Würde so gerne mal wieder Musik hören, meine Familie mal wieder sehen, die sich wegen meiner Gehörlosigkeit zurückgezogen hat.

Sie scheinen sehr unter Ihrer Gehörlosigkeit zu leiden…

Ich leide nicht an der Gehörlosigkeit, sondern an der Einsamkeit. Aus beruflichen Gründen habe ich 20 Jahre in Irak, Nigeria, Südafrika und in Simbabwe gelebt. Meine Freunde leben fast auf der ganzen Welt und zu meinem Glück habe ich davon im Internet (war mein Lebensretter) einige wieder gefunden.

Kontakte vor Ort habe ich keine, da ich einfach zu alt bin. Da ich spät ertaubt bin, kann ich nicht gebärden, Patienten mit Cochlear-Implantaten sind meist viel jünger und man hat einfach nicht dieselben Interessen. Nach 17 Operationen und einem einjährigen Krankenhausaufenthalt habe ich keine Lust, mir Krankengeschichten über Schnupfen und Heiserkeit anzuhören.

Mit Diabetes gehört man zur Menschheit, aber als Spätertaubter gehört man nicht mehr dazu.

Vielen Dank für Ihre Zeit und alles Gute für die Zukunft, Rosile. Wir wünschen Ihnen sehr, dass Sie wieder Kontakt zu Ihrer Familie bekommen!

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Sie würden gerne mit Rosile über Diabetes diskutieren und sich mit weiteren Betroffenen über Diabetes austauschen? Dann registrieren Sie sich auf Carenity und entdecken Sie dort auch ein Diskussionsthema zu diesem Interview.

17 Kommentare


rosile24
am 17.06.16

Endlich Anwart, jemand  mich da versteht. Keiner der das nicht hinter sich hat, kann nur Ansatzweise verstehen. Aber auch Mitgefühl ist so eine Sache. Früher war ich immer der Meinung dass Mitleid auch mit Taten verbunden ist. So habe ich auch immer gelebt und versuche es immer noch. Wenn aus einem Wort: "DANKE" daraus ein "Selbstverständlich" wird, das führt dann zu Missverständnissen.

Leider hatte ich so lange ich denken kann, nie jammern können. Das hat wohl mit meiner Mutter die Hypochonderin war, zu tun. Das hat letztendlich dazu geführt dass keiner bemerkte wie krank ich war. Ich wurde gebeten wenn mir was weh tut, soll ich jammern. Das habe ich versucht, ist mir nicht gelungen *grins* Heute bin ich immer alleine und habe mich arrangiert. Man kann keine Bäume mehr ausreißen. Ich habe zum Glück viel erlebt und fast die ganze Welt bereist. Habe ein Buch für meine Kinder geschrieben das Ihnen nach meinen Tod überreicht wird. Ach ja, peinlich wird es, wenn die eigenen Kinder einem bestehlen.


Anwart
am 18.06.16

okay, bestohlen zu werden von den eigenen Kindern das ist schon heavy, das hätte ich mir niemals erlaubt wir haben sogar bis zum Tode unserer Mutter jedesmal wenn wir eine Schublade öffnen wollten unsere Mutter um Erlaubnis gefragt, so wurden wir noch erzogen und es gab auch mal einen rechten Klapps was ja heute total Verpöhnt ist, das Ergebnis aus dieser Erziehungsmethode:" Und auch wir leben noch, und geschadet hat es nicht" wie meine Mutter immer gesagt hat" schade um jede Ohrfeige die daneben ging" oder was Sie auch immer sagte mit erhobenem Zeigefinger wenn ich zu Ihr niederblickte weil Sie so klein war: "Und wenn ich mir eine Leiter holen müsste, würdest du und deine Schwester immer noch eine Ohrfeige von mir bekommen", das war schon lustig, weil sie eigentlich so gut wie nie zugeschlagen hatte!

Deshalb den Kopf nicht hängen lassen, bringt nichts.

" Wenn dir die Augen zugehen, gehen Sie deinen Kindern vielleicht auf "!

lg

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