Die Behandlung von Prostatakrebs aus der Perspektive eines Patienten
Veröffentlicht am 21.11.2018 • Von Louise Bollecker
Unser Mitglied @JEGEREMONK ist 76 Jahre alt und leidet seit 2009 unter einem Prostatakarzinom. Anlässlich des Movember, der Monat, der dem Kampf gegen den Prostatakrebs gewidmet ist, stimmte er zu, mit uns über seine Behandlung, Nachsorge und alternative Behandlungsmethoden zu sprechen, die ihm erlauben, die Krankheit bestmöglich zu bekämpfen und aktiv zur Heilung beizutragen.
Wie haben Sie herausgefunden, dass Sie Prostatakrebs haben?
Das war im Jahr 2009, ich hatte Anzeichen einer Prostatavergrößerung. Ich ging zu einem Urologen, der einen erhöhten PSA-Wert feststelle und daraufhin eine transrektale Biopsie anordnete.
Welcher Behandlung gehen Sie nach und wie kommen Sie damit zurecht?
Im Jahr 2010 erfolgte eine Transurethrale Resektion, leider mit unangenehmen Komplikationen (Blasenblutungen). 2015 stieg der PSA erneut und ich wurde unter aktive Überwachung, d.h. ohne Behandlung, gestellt. Seitdem mehrere erhöhte PSAs, zwei MRTs und eine Transperineale Bioposie, welche die Rückkehr des Krebses bestätigt haben, aber immer noch intraprostatisch, lokalisiert, mit geringer Ausdehnung und nicht sehr aggressiv (Gleason 3+3).
Die Überwachung schränkt mich kaum ein, aber es ist nicht einfach psychisch damit klar zu kommen, ohne eine zufriedenstellende Therapieoption. Die transrektale Ultraschallbehandlung, die eine gute Lösung wäre, kann in meinem Fall nicht angewendet werden, weil sie zu nah an der Harnröhre liegt, die beschädigt werden könnte. Die Optionen Strahlentherapie oder Operation bleiben bisher auf Standby, wegen den unangenehmen Nebenwirkungen und Risiken.
Im Dezember unterziehe ich mich erneut einem MRT der Prostata und ich hoffe, dass die Ergebnisse gut ausfallen, so wie mein letzter PSA Test. Dies hat zwangsläufig Auswirkungen auf die Beziehungen zu meiner Familie. Die Krankheit nimmt einen stark ein und den Partner auch, wenn auch indirekt.
Prostatakrebs ist für Männer oft ein Tabu. Hatten Sie Sorgen um Ihre Männlichkeit, Ängste vor einer möglichen Impotenz?
Ja hatte ich, aber zum Glück leide ich nicht unter Impotenz. Ich habe zwar keine Prostata-Ejakulation mehr, aber immer noch Drüsen-Ejakulationen, d.h. begrenztes Volumen und Fruchtbarkeit (aber die Kinderfrage spielt in meinem Alter keine Rolle mehr!).
Welche Botschaft möchten Sie an Männer weitergeben, die gerade ihre Diagnose erhalten haben?
Erstens, kümmern Sie sich um eine schnelle lokale Behandlung. Dann kümmern Sie sich um eine aktive Nachsorge. Informieren Sie sich über Ernährung, Nahrungsergänzungsmittel, körperliche Aktivitäten und über die Thermotherapie, auch wenn die Methoden nicht wissenschaftlich fundiert sind.
Können Sie uns mehr über die aktive Überwachung erzählen?
Die aktive Überwachung, wie sie derzeit in der Medizin als Norm festgelegt ist, besteht aus: PSA, MRT, Biopsien, klinische Untersuchungen usw... Sie wird vor chirurgischen Behandlungen, Strahlentherapien oder neuer Technologien wie Hochenergie-Ultraschall, angewendet.
Meiner Meinung nach sollte diese, sei es nur für den psychologischen Komfort des Patienten, durch andere Methoden ergänzt werden, die nicht wissenschaftlich anerkannt sind.
Ich spreche von Diäten, Bewegung, Nahrungsergänzungsmitteln, hoch dosierten Vitaminen, holistische Medizin, Thermotherapie…. Man findet eine Vielzahl an inoffizielle Informationen über diese Methoden, vielleicht gerade deshalb, wenn wir sie nur als komplementär betrachten?
Sie sprechen von Ernährung, welche Diäten interessieren Sie?
Diäten, die häufig empfohlen werden, sind kohlenhydratarm, fettarm und enthalten wenig rotes Fleisch, Wurstwaren, Milchprodukte und sind dafür reich an pflanzlichem Protein oder fettreichem Fisch, grünem Gemüse und rotem Obst, etc. ... Es gibt auch spezifische Diäten wie z.B. die Ketogene Diät oder sogar mehr oder weniger rigoroses Fasten.
Was ist eine Thermotherapie?
Die Thermotherapie besteht darin, den Tumor lokal mit nicht-radioaktiver Strahlung auf ca. 42° zu erwärmen. Sie wird unter anderem in Deutschland, Holland, der Schweiz und den USA praktiziert…
Ich habe bisher nicht darauf zurückgegriffen und ziehe es nur als Teil der aktiven Bekämpfung in Betracht, vor den offiziellen Therapien, die zwar wirksam sind, aber auch mit hohen Nebenwirkungen verbunden.
Für mich können diese komplementären Anwendungen in keinem Fall eine Behandlung ersetzen. Deren Anwendung kann aber möglicherweise die Entwicklung des Prostatakrebs so beeinflussen, dass eine traditionelle Behandlung nicht nötig wird.
Vielen Dank, dass Sie Ihre Erfahrungen mit uns geteilt haben.
Und Sie, welchen Verfahren würden Sie gerne nachgehen, oder haben Sie schon hinter sich?