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Welche Medikamente sollten 2020 verboten werden?

Veröffentlicht am 15.01.2020 • Von Camille Dauvergne

Man geht davon aus, dass mehr als 100 Medikamente mehr Risiken als Nutzen für die Patienten darstellen! Entdecken Sie die Studie der medizinischen Fachzeitschrift Prescrire und ihre Empfehlungen zur medikamentösen Behandlung.
Vorsicht, vergessen Sie nicht, mit Ihrem Arzt zu sprechen, bevor Sie Ihre Behandlung ändern! 

Welche Medikamente sollten 2020 verboten werden?

Die Arzneimittelprüfung 2020 der auszuschliessenden Medikamente

In den letzten acht Jahren hat Prescrire eine Liste von Medikamenten veröffentlicht, die "ausgeschlossen" werden sollten, weil ihre unerwünschten Wirkungen in keinem Verhältnis zu ihrer Wirksamkeit oder zur Gutartigkeit der behandelten Krankheit stehen. Eine Analyse wurde von 2010 bis 2019 durchgeführt; sie identifiziert 105 Arzneimittel, darunter 92 in Frankreich vermarktete, die für Patienten in der klinischen Indikation, für die sie zugelassen sind (in Frankreich und Europa), mehr Risiken als Nutzen aufweisen.

Wie lässt sich das Nutzen-Risiko-Verhältnis eines Medikaments ermitteln?

Zunächst einmal ist es wichtig zu beachten, dass alle von Prescrire bereitgestellten Informationen unabhängig von kommerziellen oder unternehmerischen Interessenkonflikten sind.

Die Bewertung von Arzneimitteln erfolgt auf der Grundlage einer umfangreichen, methodischen und überprüfbaren Recherche in der Fachliteratur einschließlich :

  • - Einer Priorisierung der Wirksamkeitsdaten des Medikaments
  • - Eines Vergleichs des Medikaments mit der bestehenden Referenzbehandlung (medikamentös oder nichtmedikamentös), für eine bestimmte Indikation
  • - Einer Suche nach den relevantesten klinischen Bewertungskriterien mit Belegen für die Wirksamkeit in Bezug auf die Lebensqualität der Patienten
  • - Einer Analyse der für dieses Medikament identifizierten Nebenwirkungen, sowohl während der klinischen Studien als auch nach der Vermarktung

Was sind die verschiedenen Arten von Nebenwirkungen, die berücksichtigt werden?

Diese Bewertung berücksichtigt alle Arten von Nebenwirkungen, die bei Patienten festgestellt wurden. Dabei werden sowohl die Schwere der Nebenwirkung, die Häufigkeit des Auftretens als auch die Kausalität (d.h. die Möglichkeit, dass das Arzneimittel für die beobachtete Nebenwirkung verantwortlich ist) berücksichtigt.

Es gibt verschiedene Schweregrade:

  • - Schwerwiegende Nebenwirkungen sind solche, die zum Tod führen oder lebensbedrohlich sind, zu einem Krankenhausaufenthalt (oder zur Verlängerung eines bestehenden Krankenhausaufenthalts), zu einer erheblichen Behinderung oder Unfähigkeit, zu Folgeerscheinungen, Fehlbildungen oder Geburtsfehlern führen
  • - Nicht schwerwiegende Nebenwirkungen, wenn sie keines der oben genannten Schweregradkriterien erfüllen

Seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen können manchmal in klinischen Studien unentdeckt bleiben und erst Jahre nach der Markteinführung des Medikaments entdeckt werden. In die Bewertung des Medikaments fließt daher auch dieser Anteil an Unbekannten über seine Nebenwirkungen ein. Eine Nebenwirkung kann auch erwartet werden, d. h. sie wird in der Zusammenfassung der Produktmerkmale erwähnt, oder sie kann unerwartet sein, wenn sie nicht erwähnt wird.

Die Arzneimittelsicherheit (Pharmakovigilanz) ist der Prozess der Erfassung/Detektion, Bewertung und Prävention dieser Nebenwirkungen mit dem Ziel, die beste Behandlung für einen bestimmten Patienten zu wählen und zu entscheiden, ob ein Arzneimittel auf dem Markt bleiben soll oder nicht, wobei die Ärzte über ein potenzielles Risiko informiert werden. In Frankreich wird sie von der Nationalen Agentur für Arzneimittelsicherheit (ANSM) durchgeführt.

Welche Medikamente sind betroffen?

Die von der Zeitschrift Prescrire vorgestellten Medikamente können sein:

  • - Aktive Medikamente: die den Patienten Risiken aussetzen, die in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen, den sie in einer bestimmten klinischen Situation bieten
  • - Ältere Medikamente: deren Gebrauch veraltet ist, weil neuere Medikamente ein günstigeres Nutzen-Risiko-Verhältnis haben
  • - Neuere Medikamente: deren Nutzen-Risiko-Verhältnis ungünstiger ist als das älterer, bekannterer Medikamente
  • - Medikamente, deren Wirksamkeit über den Placebo-Effekt hinaus nicht nachgewiesen ist und die zu besonders schwerwiegenden Nebenwirkungen neigen
  • - Verschreibungspflichtige und nicht verschreibungspflichtige Medikamente

Was sind die wichtigsten Veränderungen zwischen den Bilanzen 2019 und 2020?

Prescrire ist verpflichtet, jedes Jahr Medikamente von dieser Liste hinzuzufügen oder zu entfernen. Einige Medikamente wurden von der 2020-Liste gestrichen, nachdem sie vom französischen Markt genommen wurden, wie z.B. DECONTRACTYL (Mephenesin), oder weil sie mit einem günstigeren Nutzen-Risiko-Verhältnis neu bewertet wurden, wie z.B. UPTRAVI (Selexipag).

Gleichzeitig wurden zwölf Medikamente auf die Liste für 2020 gesetzt:

  • - Für ihr ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis: MAXILASE (Wirkstoff α-Amylase) bei Halsschmerzen, TANAKAN (mit Ginkgo biloba) bei kognitiven Störungen bei älteren Patienten, PRAXILENE (mit Naftidrofuryl) bei intermittierender ischämischer Claudicatio in Verbindung mit Arteriopathie der unteren Gliedmaßen, ELMIRON (Wirkstoff Pentosanpolysulfat-Natrium) bei chronischen Blasenschmerzen, VICKS bei trockenem Husten, TILCOTIL (Tenoxicam) ein nicht-steroidales Antirheumatikum oder XYLOMETAZOLIN zur Abschwellung der Nase.
  • - Wegen der Bleikontamination: ACTAPULGITE, SMECTA, RENNIELIQUO, BEDELIX oder KAOLIN, das sind medikamentöse Tonerden, die bei verschiedenen Darmerkrankungen wie Durchfall verwendet werden.

Zögern Sie nicht, den vollständigen Bericht zu konsultieren! (Bericht auf Französisch)
Dieser Artikel ist allgemein und ersetzt keine ärztliche Verschreibung: Beenden Sie niemals die Einnahme von Medikamenten ohne vorherige Genehmigung Ihres Arztes.

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Seit 1981 veröffentlicht die französische Zeitschrift Prescrire eine monatliche, heute digitale Zeitschrift, die zur Aktualisierung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und zur Weiterbildung der Fachkräfte im Gesundheitswesen beiträgt. Die Redakteure, bei denen es sich mehrheitlich um Angehörige der Gesundheitsberufe handelt, arbeiten unabhängig im primären Interesse der Patienten durch Schulung, Sensibilisierung, Information und verbesserte Verfahren.

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Autor: Camille Dauvergne, Junior Community Manager Frankreich

Camille Dauvergne ist derzeit Junior Community Manager bei Carenity. Sie unterstützt den Community Manager Frankreich bei der Animation der Plattform, indem sie die Navigation der Mitglieder erleichtert und ihre... >> Mehr erfahren

6 Kommentare


Kessi09
am 16.01.20

Danke für diesen Einblick. Finde ich sehr informativ und wissenswert. Liebe Grüße, Kessi.


biggi1964 • Botschafter-Mitglied
am 19.01.20

Das ist ja sehr informativ und ich danke für die information


Umfrager
am 25.01.20

Interessant, wenn man in Frankreich lebt. Gibt's das auch für Deutschland?


Robby1948
am 03.02.20

Ich weiß bis heute nicht was ich so richtig habe...nehme Spray..cronische Bronchitis??


Karin66
am 09.08.20

Ich kann mich hier nur Umfrager anschließen: es wäre höchst interessant und vor allem wichtig, ob es eine solche Liste und vor allem Veröffentlichung eben auch für Deutschland gibt!

Gerade hier wird von den einzelnen Ärzten meiner Meinung nach immer noch viel zu häufig zu Rezeptblock gegriffen (insbesondere bei Antibiotika, Schmerzmitteln sowie Cholesterin- und Blutdrucksenkern, die allesamt erwiesene Neben- und vor allem Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben!), Und leider "kocht hier teilweise auch jeder (Fach)Arzt sein eigenes Süppchen", anstatt gerade bei älteren und/oder chronisch Kranken zunächst überhaupt erst mal auf einen Medikamenten-Plan zu schauen - sofern dieser überhaupt vorhanden ist.

Den wenigsten Patienten ist nämlich bekannt, dass ab einer bestimmten Anzahl von nebeneinander genommenen Medikamenten ein solcher eigentlich zwingend erstellt werden muss, um eben Wechselwirkungen zu verhindern bzw. ggfs. überhaupt überwachen zu können.

Und leider muss man Patienten (und teilweise auch Apothekern, die diese teilweise viel zu bedenkenlos verkaufen!) ebenfalls viel zu oft den Vorwurf machen, dass diese ihre Ärzte eben leider nicht darüber informieren, wenn sie frei verkäufliche Medikamente und eben auch Nahrungsergänzungsmittel nehmen. Wäre jeder Patient so verantwortungsvoll, seine Ärzte hier zu informieren und auch vor allem VOR der Einnahme nachzufragen, ließen sich viele Nebenwirkungen verhindern. Insbesondere sollte man den behandelnden Arzt auf ausreichend zu den verordneten Medikamenten befragen und hier keine Hemmungen haben. Denn leider lassen sich gerade hier viele Ärzte "die Würmer aus der Nase ziehen", eben weil das reine Patientengespräch von den Krankenkassen nicht mehr ausreichend honoriert wird - aber gerade dieses so wichtig wäre!

Viele Grüße

Karin

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