Wie gesund sind die Deutschen? Der aktuelle Bericht des Robert-Koch-Instituts
Veröffentlicht am 04.12.2015 • Von Giovanni Mària
RKI-Bericht: So gesund sind die Deutschen
Wir werden immer älter und sterben seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht zur Gesundheit der Deutschen. Sorgen machen Experten zu niedrige Impfquoten, resistente Keime und Diabetes.
Den Deutschen geht es immer besser - das ist das Ergebnis des Berichts"Gesundheit in Deutschland", den Gesundheitsminister Hermann Gröhe und der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, vorgestellt haben. Die Lebenserwartung steigt, immer weniger Menschen sterben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfällen oder Krebserkrankungen, und auch der plötzliche Kindstod wird seltener.
Einige Themen bereiten Gesundheitsexperten dennoch Sorgen, etwa die steigende Anzahl der Diabetespatienten, geringe Impfquoten und resistente Keime, die es erschweren, Infektionskrankheiten einzudämmen. Ausgewertet wurden unter anderem Daten des Statistischen Bundesamtes und Ergebnisse großer Bevölkerungsstudien. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
Die Lebenserwartung
Die Deutschen werden immer älter: Heute geborene Mädchen und Jungen haben eine Lebenserwartung von im Schnitt 82,7 beziehungsweise 77,7 Jahren. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen Menschen aus verschiedenen Regionen. Und auch der Sozialstatus spielt eine Rolle. Besser gebildete, wohlhabendere Menschen haben größere Chancen auf ein langes Leben.
Insgesamt bewerten in Deutschland aber etwa drei Viertel der Menschen ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut. Tendenziell zeige sich über die letzten 20 Jahre eine Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens, besonders bei den Älteren, so das RKI. Demnach werden die Menschen nicht nur älter, sondern fühlen sich dabei auch gesünder als frühere Generationen.
Die häufigsten Todesursachen
Zudem sterben die Menschen hierzulande seltener an Erkrankungen des Herzens, etwa Herzinfarkten, und Schlaganfällen als noch vor 20 Jahren. Verantwortlich dafür macht das RKI Fortschritte in der Therapie und eine bessere medizinische Versorgung und Vorsorge.
Trotzdem bleiben Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit einem Anteil von knapp 40 Prozent die häufigste Todesursache. Krebserkrankungen stehen an zweiter Stelle. Sie sind laut Bericht für einen Viertel (25 Prozent) der Todesfälle in Deutschland verantwortlich. Während insgesamt mehr Menschen an Krebs erkranken (weil es mehr ältere gibt), sinkt die Sterblichkeitsrate bei den meisten Krebsarten. Das RKI führt das auf bessere Therapien und Fortschritte bei der Früherkennung zurück.
Todesursachen bei Männer und Frauen
Obwohl Frauen seltener an Krankheiten der Herzkranzgefäße sterben als Männer (siehe Tabellen), werden sie insgesamt häufiger Opfer von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinsuffizienz, Bluthochdruck etc.). Zum gleichen Ergebnis kam auch eine europaweite Studie im August 2015
Auf Platz zwei der häufigsten Todesursachen bei Frauen liegen Durchblutungsstörungen im Gehirn, etwa verursacht durch Schlaganfälle. Die zweithäufigste Todesursache bei Männern ist Lungenkrebs. Durchblutungsstörungen im Gehirn liegen bei ihnen auf Platz drei.
Es fällt auf, dass Unfälle nur bei den Männern unter den Top Ten auftauchen. Dafür spielen Bluthochdruck und damit verbundene Krankheiten der Niere bei ihnen keine so große Rolle wie bei den Frauen.
Verbreitung von Diabetes
"Sorge bereitet die weite Verbreitung von Diabetes mellitus", schreibt das RKI. Diabetes mellitus ist bei Männern und Frauen unter den Top Ten der häufigsten Todesursachen und auch die Zahl der Neuerkrankungen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Hier spielt Übergewicht und ein insgesamt ungesunder Lebenswandel eine wichtige Rolle. Zum Teil trage aber auch die verbesserte Früherkennung zu den steigenden Zahlen bei, schreibt das RKI.
Infektionen und resistente Keime
Auffällig in der Todesstatistik ist auch, dass chronische Krankheiten der unteren Atemwege bei Männern und Frauen unter den Top Ten zu finden sind. In diese Kategorie fallen etwa Lungenentzündungen. "Infektionen verursachen auch heute noch eine hohe Krankheitslast", schreibt das RKI. Dabei wären viele Infektionsfälle vermeidbar.
Seit der Jahrtausendwende infizieren sich so beispielsweise jedes Jahr mehr Menschen mit HIV. Auch Hepatitis C wurde 2013 im Vergleich zu 2012 etwas häufiger diagnostiziert. Zudem weist das RKI, wie erst im November die Weltgesundheitsorganisation (WHO), auf die zu geringen Impfquoten bei Masern hin. Seit Oktober 2014 haben sich in Berlin etwa 1360 Menschen mit dem Virus angesteckt.
Sorge machen den Gesundheitsexperten auchgegen Antibiotika resistente Keime. Besonders gefährlich seien Infektionen mit sogenannten multiresistenten Keimen, gegen die gängige Antibiotika wirkungslos geworden sind, schreibt das RKI und führt als Beispiel den Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) auf, der etwa Lungenentzündungen verursachen kann.
Bedenklich sind laut RKI auch die Infektionen, die sich Menschen bei Behandlungen im Krankenhaus zuziehen. RKI-Schätzungen zufolge sind 400.000 bis 600.000 Patienten im Jahr betroffen, andere Schätzungen lägen deutlich höher.
Plötzlicher Kindstod
Positive Nachrichten gibt es im Zusammenhang mit dem plötzlichen Kindstod: 2013 wurden 0,22 Fälle pro 1000 Lebendgeburten registriert, das entspricht in absoluten Zahlen für Deutschland 152 Säuglingen (68 Mädchen und 84 Jungen). Anfang der Neunziger lag die Rate noch bei 1,5 Todesfällen pro 1000 Lebendgeburten.
Quelle: spiegel.de (oben ohne Tabellen)
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