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„Angesichts der Fibromyalgie sollten Angehörige verständnisvoll sein und nicht urteilen"

Veröffentlicht am 12.09.2019 • Von Louise Bollecker

Manuela, 45 Jahre alt, lebt mit einem Partner und hat keine Kinder. Ihr Alltag ist durch die Fibromyalgie durcheinander geraten, unter der sie seit mehr als zehn Jahren leidet. Sie erzählt uns von den gemischten Reaktionen ihrer Angehörigen auf die Ankündigung der Krankheit und ihren Weg seit der Diagnose.

„Angesichts der Fibromyalgie sollten Angehörige verständnisvoll sein und nicht urteilen

Hallo Manuela, wie haben Sie Ihre Fibromyalgie entdeckt?

Im Jahr 2008 hatte ich Phasen großer Müdigkeit und Schmerzen im ganzen Körper. Mein Arzt stellte die Diagnose ein Jahr nach den ersten Symptomen. Er schickte mich in die Schmerzklinik in Marseille, um die Diagnose zu bestätigen.

Wie haben Sie sich gefühlt, als die Diagnose gestellt wurde?

Ich fühlte mich verloren, ich hatte noch nie zuvor von dieser Krankheit gehört. Mein Mann (damals, als ich verheiratet war) akzeptierte diese Ankündigung nicht, sie machte ihm Angst. Meine Freunde haben sich von mir distanziert, weil ich plötzlich nicht mehr die aktive Person war, die sie kannten. Was mich am meisten verletzt hat, waren die Bemerkungen, dass das alles nur in meinem Kopf stattfindet und dass es vorübergehen würde.

Haben Sie dennoch Unterstützung von einigen Angehörigen erhalten?

Derzeit hören meine neuen Freunde, meine Familie und mein neuer Lebensgefährte auf meinen Schmerz und mein Unwohlsein. Auch meine Ärzte hören mir zu.

Wie hat sich Ihr Alltag durch Fibromyalgie verändert?

Ich habe seit 2010 nicht mehr gearbeitet. Meine Ausflüge sind nicht mehr die gleichen. Ich gehe nicht mehr ins Kino, ich vermeide lange Reisen mit dem Auto oder Flugzeug.

Ich treibe mehr Sport, zusätzlich zu meinen Einheiten beim Physiotherapeuten. Ich habe mich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgezogen.

Welche Behandlungen führen Sie gegen Fibromyalgie durch?

Im Moment nehme ich Levocarnil (L-Carnitin) und Topalgic (Schmerzmittel auf Opiumbasis). Sie sind nicht wirklich effektiv. Ich warte auf eine Behandlung auf Ketaminbasis. Ich vervollständige diese Behandlungen mit Homöopathie, Heilmitteln, Hypnose, Beratung durch einen Psychologen und Sophrologie.

Welche Ratschläge haben Sie für Patienten und deren Familien?

Es ist wichtig, dass es im Umfeld der Patienten Menschen gibt, die ihnen zuhören. Es kann aber auch sehr hilfreich sein, in Schmerzzentren zu gehen. Es ist wichtig, sich nicht in sich selbst zurückzuziehen, alle Behandlungsmöglichkeiten zu nutzen und vor allem die Möglichkeit, sich auszudrücken, über ihre Gefühle, ihr Wohlbefinden sprechen zu können...

Für diejenigen, die dir nahe stehen, musst du versuchen, verständnisvoll und urteilsfrei zu sein. Den Alltag der Patienten zu erleichtern und sie für einen Moment die Krankheit vergessen zu lassen.

Vielen Dank an Manuela für ihren Bericht! Und Sie, wie war bei Ihnen die Diagnose der Fibromyalgie? Haben Ihre Angehörigen Ihnen den Rücken gekehrt oder Sie unterstützt?

avatar Louise Bollecker

Autor: Louise Bollecker, Community Manager Frankreich

Louise ist Community Managerin von Carenity in Frankreich und Chefredakteurin des Gesundheitsmagazins. Sie bietet allen Mitgliedern Artikel, Videos und Erfahrungsberichte. Ihr Ziel ist es, die Stimme der Patienten zu... >> Mehr erfahren

2 Kommentare


Donsahra
am 23.12.19

Ich kann sehr gut verstehen.....wie sich das Erschöfungsyndrom und die Schmerzen...einen in die Antriebslosigkeit und Einsamkeit zwingen.....sie haben es gut, da sie noch eine Familie und Freunde haben.....es ist wirklich oft so das Personen einem sagen das alles nur im Kopf stattfindet, da man Schmerzen nicht sieht...

Es gibt aber viele schöne Momente....


heidi09
am 16.04.22

ich leide ja seit über 20 Jahren an der Fibro. Bis vor 10 Jahren konnte ich doch noch so einiges an Arbeiten erledigen. Zwar mit Pausen, doch es ging. Inzwischen hab ich, jetzt 60 Jahre alt, Pflegegrad 4 und bin eigentlich nur noch über mein Laptop mit der Welt da draußen verbunden. Klar, ich komme noch in den Garten und kann mich an Blumen und dem Gesumme erfreuen. Doch mehr ist nicht mehr drin. Selbst im Rollstuhl, den ich für längere Wege erhalten habe, geht kein Ausflug oder auch mal Shopping mehr, denn langes Sitzen mag weder mein Rücken, noch die Hüftgelenke. Ich habe meinen Mann an meiner Seite, der alles tut, was nur machbar ist, um mir zu helfen. Dafür bin ich sehr sehr dankbar. Doch meine Seele rutscht immer wieder mal in den Keller, denn so garnichts mehr machen zu können...tut einfach weh. Dazu dann noch die "mitleidigen" Blicke am Gartenzaun. Da kann ich die Gedanken förmlich lesen! "Nimm doch einfach ab, dann geht es Dir auch besser"...das ich aber von über 30 l Wassereinlagerungen förmlich aufgeschwemmt bin, mein Essen selbst in Kinderportionen, nicht aufgegessen wird und ich sehr oft vor lauter Erschöpfung überhaupt nichts esse... das sieht niemand und da wird man dann gleich mal in eine Schublade gesteckt. Eigentlich sehr traurig, das so viele Menschen nur immer auf das Äußerliche beschränkt sind in ihren Gedanken! Denn alles in allem ist die Fibro eine Höllenkrankheit, die immer mehr von der Lebensqualität frisst und uns Betroffene unglaublich unter extremen Schmerzen, massiver Erschöpfung und auch Depressionen leiden lässt. Niemand, der nicht selbst darunter leidet, kann sich die echten Auswirkungen der Fibro vorstellen. Nur gleich mal ein Vorurteil zu fällen, nur weil man die Qualen nicht sehen kann, das ist doch ziemlich daneben!

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