Ärztemangel: Die Generation der Selbstausbeuter geht in Rente
Veröffentlicht am 11.04.2018 • Von Giovanni Mària
Ärztemangel: Die Generation der Selbstausbeuter geht in Rente
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) in Thüringen meldet acht unbesetzte Augenarzt-Stellen.
In Sachsen sind ländliche Regionen wie Erzgebirge und Vogtland von Unterversorgung bedroht.
Deshalb wurden die Länder aktiv: Sachsen wirbt mit neun Förderstellen um Augenärzte. Bis zu 100 000 Euro bekommt, wer sich niederlässt.
Unlängst drängten sich im thüringischen Altenburg die Menschen auf drei Etagen des Ärztehauses. Grund war nicht etwa die Grippewelle, sondern der ansässige Augenarzt. An zwei Tagen im Jahr vergibt die Praxis Termine - nach dem Windhundprinzip. Die Wartenden hatten Klappstühle dabei, die Lokalzeitung berichtete. Eine Ausnahme ist Altenburg trotzdem nicht.
Wer es mit den Augen hat, hat es schwer im Osten des Landes. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) in Thüringen meldet acht unbesetzte Augenarzt-Stellen. In Sachsen sind ländliche Regionen wie Erzgebirge und Vogtland von Unterversorgung bedroht. In Sachsen-Anhalt ist die Lage entspannter - auf dem Papier. Wer sich umhört, erfährt von Aufnahmestopps und Arztodysseen. Wie kann das sein?
In Ostthüringen wird im Sommer die erste augenärztliche "Eigeneinrichtung" eröffnen
Eigentlich lässt sich die Verteilung der Fachärzte steuern: Die sogenannte Bedarfsplanung gibt vor, wie viele Augenärzte sich in einer Region niederlassen dürfen. Dabei wird vor allem die Einwohnerzahl berücksichtigt, kaum aber Sozialstruktur und Unterschiede bei der Häufigkeit von Krankheiten. Folge: Die Realität gehorcht der Planung nicht. Gilt ein Gebiet als überversorgt, darf sich dort kein weiterer Facharzt niederlassen - selbst wenn angestammte Kollegen kaum noch Patienten aufnehmen. Wird hingegen zusätzlicher Bedarf festgestellt - 2017 ausschließlich in ostdeutschen Regionen -, heißt das noch nicht, dass sich ein Arzt findet, der die Lücke schließt.
Deshalb wurden die Länder aktiv: Sachsen wirbt mit neun Förderstellen um Augenärzte. Bis zu 100 000 Euro bekommt, wer sich niederlässt. In Ostthüringen wird im Sommer die erste augenärztliche "Eigeneinrichtung" eröffnen: Die KV stellt einen jungen Arzt zunächst an und hofft, dass dieser nach zwei bis drei Jahren die Praxis übernimmt. Solche Übergangsmodelle gibt es auch in Sachsen-Anhalt. Zusätzlich decken dort mitunter Kliniken die ambulante Versorgung ab.
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